Die Sehnervenkreuzung (Chiasma opticum)

Das Chiasma opticum beschreibt den Bereich im Gehirn, an dem sich die Sehnerven der Augen kreuzen. Danach verlaufen sie auf der jeweils anderen Seite im Tractus opticus zum Sehzentrum im Gehirn. Beim Menschen wechselt an der Sehnervenkreuzung nur ein Teil der Nervenfasern die Seite.

chiasma opticum

Was ist das Chiasma opticum?

Als Chiasma opticum wird in der Anatomie die Sehnervkreuzung im Gehirn von Wirbeltieren bezeichnet. An dieser Stelle kreuzen sich die Sehbahnen beider Augen, indem die Nervenfasern des Sehnervs in den Tractus opticus der jeweils anderen Gehirnhälfte verlaufen. Ob alle oder nur ein Teil der Fasern die Seite wechseln, hängt von der jeweiligen Wirbeltiergattung ab. Bei Amphibien wechseln an der Sehnervenkreuzung beide Sehnerven komplett die Seite. Bei Primaten und Menschen hingegen beträgt der Anteil der kreuzenden Fasern etwa 50%. Das hängt mit der Stellung der Augen und dem binokularen Sehen des Menschen zusammen.

Der Aufbau des Chiasma opticum

Die Sehnervenkreuzung befindet sich an der Basis des Gehirns, kurz vor der Hypophyse. Bei allen Wirbeltieren kreuzen sich an dieser Stelle die Nervenfasern der nasalen Netzhauthälfte. Das sind alle Nervenfasern, die sich auf der der Nase zugewandten Hälfte der Netzhaut (Retina) befinden. Im Gegensatz dazu ist der Anteil der kreuzenden Fasern aus der temporalen Netzhauthälfte artabhängig.

Das Chiasma opticum ist damit der Übergang vom Sehnerv (Nervus opticus) zum Sehstrang (Tractus opticus). Denn während im Sehnerv alle Nervenstränge desselben Auges verlaufen, finden sich im Sehstrang die temporalen Nervenfasern des einen zusammen mit den nasalen Nervenfasern des jeweils anderen Auges.

Welche Funktion hat die Sehnervenkreuzung?

Das Chiasma opticum beziehungsweise der Anteil der kreuzenden Nervenfasern ist optimal auf das Sichtfeld des jeweiligen Wirbeltiers abgestimmt. Beim Menschen kreuzen 53% der nasalen Fasern und verlaufen zur gegenüberliegenden Hirnhälfte. Durch diesen Aufbau werden auf einer Seite des Gehirns die gleichen Bereiche des Gesichtsfeldes aus beiden Augen repräsentiert. Das spielt für das binokulare Sehen eine große Rolle und ermöglicht sowohl die plastische Wahrnehmung von Objekten als auch die Einschätzung von Entfernungen und Räumen.

Erkrankungen am Chiasma opticum

Die Sehnervenkreuzung – oder vielmehr die an der Stelle verlaufenden Nervenfasern – können infolge verschiedener Krankheiten beeinträchtigt werden. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte Chiasmasyndrom. Bei diesem Krankheitsbild verursachen Tumore durch erhöhten Druck auf die Sehnervkreuzung Sehstörungen und Gesichtsfeldausfälle.

Wird die Sehbahn hinter dem Chiasma opticum beschädigt, führt das zum Ausfall des nasalen Gesichtsfeldes eines Auges und des temporalen Gesichtsfeldes des anderen Auges.

Quellen

Andreas Berke: Biologie des Auges. Mainz: WVAO, 1999 (2. Auflage).

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