Der Nahpunkt des Auges
Jedes Auge hat einen individuellen Entfernungsbereich, in dem es scharf sieht. Dieser Bereich liegt zwischen dem sogenannten Nahpunkt und dem Fernpunkt. Was ein Nahpunkt genau ist, wodurch er bestimmt wird und wie er sich im Laufe des Lebens verändert, erklärt der folgende Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein optischer Nahpunkt?
Der Nahpunkt von einem Auge, auch Akkommodationsnahpunkt oder punktum proximum genannt, beschreibt die geringste Entfernung, in der das Auge noch scharf sehen kann. Im Laufe des Lebens verändert sich der Nahpunkt. Das Gegenteil zum Nahpunkt ist der optische Fernpunkt. Er bestimmt daher die größte Entfernung für scharfes Sehen.
Wie funktioniert die Scharfstellung im Auge?
Das Auge hat die Fähigkeit, seine Sehschärfe an unterschiedliche Entfernungen anzupassen. Zu diesem Zweck verformt es mit dem Ziliarmuskel (= Ringmuskel) die flexible Augenlinse. Dadurch werden die von der Umgebung übermittelten Lichtinformationen in einem veränderbaren Winkel in das Augeninnere geleitet. Dort ist die Retina (= Netzhaut) im hinteren Teil des Augapfels mit Photorezeptoren (= Lichtsinneszellen) überzogen. Diese Rezeptoren nehmen die Lichtinformationen auf, wandeln sie in Nervenimpulse um und leiten sie schließlich an das Gehirn weiter. Auf diese Weise entsteht folglich ein mehr oder weniger scharfes Bild im Gehirn. Je mehr Lichtinformationen dabei genau auf die Makula (= gelber Fleck) – als die Stelle mit den meisten Photorezeptoren – treffen, desto schärfer ist am Ende das Bild.
Um in der Nähe scharf zu sehen, wird der Ziliarmuskel angespannt. Ferner krümmt sich die Augenlinse kugelförmig und das Licht wird beim Eintritt in das Auge letztendlich stärker umgeleitet (= gebrochen). Mit anderen Worten: Die Lichtbrechkraft wird demnach erhöht, um das Licht punktgenau auf die Makula zu leiten. Diesen Vorgang nennt man Akkommodation (= Brechkraftanpassung des Auges). Die Linse lässt sich jedoch nur bis zu einer gewissen Grenze krümmen. Diese maximale Krümmbarkeit der Augenlinse bestimmt die minimale Entfernung für das scharfe Sehen, den Nahpunkt.
Nahpunktentfernungen
Besonders Kleinkinder können in der Nähe scharf sehen und Gegenstände direkt vor ihrem Gesicht in allen Details wahrnehmen. Das ändert sich mit zunehmendem Alter jedoch:
Alter in Jahren | Nahpunkt in cm |
5 | 7 |
20 | 10 |
40 | 18 |
45 | 25 |
50 | 50 |
60 | 65 |
Etwa ab 45 Jahren wird das Nahsehen spürbar schlechter. Dieses Phänomen nennt sich in der Fachsprache Presbyopie. Umgangssprachlich ist Presbyopie als Alterssichtigkeit oder Altersweitsichtigkeit bekannt. Weitsichtige Menschen bemerken die Alterssichtigkeit rund zehn Jahre früher. Die Ursache für die Presbyopie ist die altersbedingt abnehmende Elastizität der Augenlinse. Diese Entwicklung beginnt bereits ab dem zehnten Lebensjahr. Dabei rückt der Nahpunkt immer weiter in die Ferne. Aufgrund dessen werden vor allem Tätigkeiten wie Lesen erst erschwert und dann ohne entsprechende Sehhilfe wie eine Lesebrille oder Kontaktlinsen folglich unmöglich.
Wer der Alterssichtigkeit vorbeugen möchte, kann die Elastizität der Augenlinse trainieren. Dafür wechselt man möglichst häufig zwischen Nah- und Fernsicht. Die Wirksamkeit des Trainings ist jedoch sehr umstritten.
Fazit: Fakten zum Nahpunkt im Überblick
- Der Nahpunkt bestimmt die minimale Entfernung für scharfes Sehen.
- Ab etwa 10 Jahren nimmt die Fähigkeit der Augenlinse ab, beim Nahsehen scharfzustellen.
- Einschränkungen im Nahsehen machen sich bei Normalsichtigkeit etwa zwischen 40 und 50 Jahren bemerkbar.
- Die Verschiebung des Nahpunktes lässt sich durch Sehhilfen korrigieren.