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Faszinierende Reflexe: Bildstabilisierung

Unsere Augen sind atemberaubend komplexe Organe: Durch das Auftreffen von Licht auf die Linse entsteht auf der Netzhaut ein Bild. Diese Abbildung wird durch Faktoren wie Entfernung, Brechungswinkel und dergleichen beeinflusst. So weit, so gut – das funktioniert bei einer Fotokamera ganz ähnlich. Aber nicht nur Profifotografen wissen, wie schnell ein Bild misslingt, wenn die Hand zittert oder das Motiv sich bewegt. Das führt zu der Frage: Warum ist unser „Augen-Bild“ nie verwackelt? Wir erklären dir alles rund um das Thema Bildstabilisierung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Bildstabilisierung?

Bei einer modernen Fotokamera oder optischen Instrumenten gibt es integrierte Funktionen zur Bildstabilisierung. Zur mechanischen Fixierung der Kamera dienen Stative. Bezogen auf die Funktion der menschlichen Augenlinse stellt sich die Sache noch schwieriger da: Der gesamte Körper ist nie in einer absoluten Ruheposition. Selbst wenn wir versuchen, zu erstarren, sind Mikrobewegungen vorhanden, die die Position der Linse in Relation zum Objekt verschieben. Um das auszugleichen und uns ein nicht verwackeltes Bild zu liefern, gibt es im Auge einen körpereigenen Bildstabilisator. Der trägt den wissenschaftlichen Namen optokinetischer Nystagmus

Wie funktioniert Bildstabilisierung beim Auge?

Üblicherweise versteht man unter dem Nystagmus das natürliche, nicht krankhafte „Augenzittern“ zur Bildstabilisierung. Dabei ist zur Begriffsklärung zu ergänzen, dass es nichts mit der Sehschwäche des Astigmatismus zu tun hat. Bei dieser Form der Fehlsichtigkeit wird das Bild unscharf und verschwommen wahrgenommen, es „wackelt“ aber nicht. Der Reflex des optokinetischen Nystagmus korrigiert also nicht die Schärfe, sondern wirkt dem „Hüpfen“ des Bildes entgegen. Nystagmus ist die medizinische Bezeichnung für eine nicht willentlich kontrollierbare Körperbewegung oder „Organzittern“.

Beim optokinetischen Nystagmus laufen zwei gegenläufige Phasen nacheinander ab:

  • Das Auge fixiert in Bewegung Objekte mit einer in etwa der Geschwindigkeit entsprechenden Folgebewegung – diese Phase ist vergleichsweise langsam.
  • Anschließend kehrt der Blick in einer gegenläufigen Bewegung wieder in die Ausgangsposition zurück. In der Beobachtung erscheint das, als bewege sich das Auge leicht hin und her. Dieser Reflex sorgt dafür, dass das gesehene Bild stabil auf der Netzhaut abgebildet wird.

Kann die Bildstabilisierung beim Auge gestört sein?

Während der optokinetische Nystagmus ein natürlicher Körperreflex ist, kann es zu krankhaften Veränderungen und somit einer Störung der Bildstabilisierung kommen. Die Augenkontrolle kann induziert durch Substanzen oder Überanstrengung der Augen verloren gehen oder durch Störungen des Gleichgewichtsorgans oder neurale Ursachen temporär oder dauerhaft gestört sein. Man unterscheidet bei pathologischen Formen des Nystagmus angeborene und krankheitsinduzierte Formen. Eine Therapie von pathologischem Nystagmus ist in manchen Fällen operativ möglich.

Gibt es künstliche Bildstabilisierung bei Sehhilfen?

Einige Formen von Störungen in der Bildstabilisierung lassen sich mit Sehhilfen ausgleichen, beispielsweise mit besonderen Prismengläsern. Im Bereich der Kontaktlinsen sind derzeit noch keine Varianten mit bildstabilisierenden Funktionen marktreif.

Fazit – Bildstabilisierung auf einen Blick

Die körpereigene Bildstabilisierung unseres visuellen Systems ist eine faszinierende Körperfunktion, die sich aber auch krankhaft verändern kann.

  • Optokinetischer Nystagmus ist ein unwillkürlicher Reflex, der durch Augenbewegungen die optischen Unschärfen zwischen Objekt und Bewegung ausgleicht: eine natürliche Bildstabilisierung.
  • Der Nystagmus kann krankhaft verändert sein. Fehler äußern sich in Sehstörungen.
  • Pathologischer Nystagmus ist angeboren, erworben oder durch Krankheiten oder externe Ursachen induziert.

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