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Stammzelltransplantation am Auge: Das Augenlicht wiederherstellen

Früher führten Verätzungen und Verbrennungen am Auge zu irreparablen Schäden und zum Verlust des Sehvermögens. Heute gibt es einen Weg, das verlorene Augenlicht wiederherzustellen: mit der Stammzelltransplantation am Auge. Diese setzt sich in der Augenheilkunde immer mehr durch und ermöglicht es, eine verletzte Hornhaut zu rekonstruieren.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund: Wann wird eine Stammzelltransplantation am Auge durchgeführt?

Der Limbus, ein schmaler Gewebestreifen am Übergang zwischen der Hornhaut und der Lederhaut des Auges, ist für die Sehkraft unentbehrlich. Hier wachsen Stammzellen heran, die das Gewebe der Hornhaut ständig erneuern und diese damit lichtdurchlässig machen – die Grundvoraussetzung für die Sehleistung des Auges. Werden die limbalen Stammzellen zerstört, regeneriert sich die Hornhaut nicht mehr und kann ihre Funktion allmählich nicht mehr erfüllen: Im schlimmsten Fall kommt es zum Verlust des Augenlichts. Mögliche Ursachen für eine solche Schädigung der Limbusstammzellen und somit Anlass für eine Stammzelltransplantation am Auge sind:

  • Unfallverletzungen wie Verbrennungen oder Verätzungen der Augen.
  • Autoimmunerkrankungen, bei denen Bindehaut und Hornhaut beteiligt sind.
  • Erbliche Hornhauttrübungen, bei denen Mutationen die Funktionsfähigkeit der Stammzellen einschränken.

Wie funktioniert eine Stammzelltransplantation am Auge?

Während eine Zerstörung der limbalen Stammzellen vor einigen Jahren noch den unwiederbringlichen Verlust des Augenlichts bedeutete, ist die Medizin heute so weit, dass sie die Schäden durch die Transplantation körpereigener Stammzellen behandeln kann. Ursprünglich stammt das Verfahren, bei der die Stammzellen eines Organismus auf einen anderen übertragen werden, aus der Krebsforschung. Mittlerweile setzt es sich auch in der Augenheilkunde (Ophthalmologie) durch.

Bei der Stammzelltransplantation am Auge werden Stammzellen einem gesunden Auge entnommen, in einem speziellen Verfahren gezüchtet und anschließend auf das beschädigte Auge übertragen. Wenn nur ein Auge des Patienten beschädigt ist, wird ein etwa ein bis zwei Millimeter kleines Gewebestück mit Stammzellen dem gesunden Auge entnommen (autologe Stammzelltransplantation). Sind beide Augen betroffen, ist der Patient auf eine Lebendspende von Freunden oder Familie angewiesen (homologe Stammzelltransplantation). Ärzte versichern, dass das Risiko, das bei der Entnahme der Stammzellen für das gesunde Auge besteht, minimal sei.

Im Anschluss lagern die gewonnenen Stammzellen in einem Brutschrank, wo sie mit Eigenserum aus der Blutspende des Patienten genährt werden. Das Besondere an Stammzellen aus menschlichem Gewebe ist, dass sie sich erneuern und zu unterschiedlichen Zellen entwickeln können. So kultivieren die Mediziner Limbus-Transplantate auf einer Membran aus Fruchtblasengewebe, die aus eigens dafür überlassenen Nachgeburten stammt. Diese sogenannte Amnionmembran begünstigt die Vermehrung der Stammzellen, sodass die Transplantate dem Patienten bereits nach 14 Tagen operativ eingesetzt werden können.

Erfolgsaussichten und Probleme der Stammzelltransplantation

Seit 2003 wurden an der Universitäts-Augenklinik Essen über 100 Stammzelltransplantationen am Auge durchgeführt. Die meisten behandelten Patienten litten an einem verbrannten oder verätzten Auge oder an einer von der Bindehaut überwucherten Hornhaut. Die Ergebnisse waren in der Regel positiv: In den meisten Fällen gelang es den Augenchirurgen, die Hornhautoberfläche komplett wiederherzustellen. Wie der Direktor der Universitäts-Augenklinik Essen berichtet, konnte die Sehstärke der Patienten durchschnittlich um 20 bis 30 Prozent verbessert werden und sie blieb auch nachhaltig erhalten. Als erfolgreich gilt die Stammzelltransplantation am Auge auch dann, wenn später eine weitere nötig wird. Eine Stammzellreserve sei also wichtig, da es ansonsten erneut zu einer Hornhauttrübung komme.

Problematisch an der Stammzelltransplantation ist die Möglichkeit einer Abstoßungsreaktion. Denn während bei einer autologen Stammzelltransplantation das Gewebe mit den Stammzellen aus dem gesunden Auge des Patienten kommt und somit perfekt zu dessen Organismus passt, kann es bei der homologen Stammzelltransplantation vorkommen, dass die Gewebemerkmale von Spender und Patient nicht zusammenpassen. Mittels einer sogenannten HLA-Typisierung, bei der die wesentlichen Oberflächencharakteristika von Zellen bestimmt werden, versuchen die Mediziner, Spender- und Empfängergewebe optimal zusammenzubringen. Nichtsdestotrotz müssen über längere Zeit Immunsuppressiva und kortisonhaltige Augentropfen eingenommen werden, um mögliche Immunreaktionen zu bekämpfen.

Die Stammzelltransplantation am Auge hat in der Augenheilkunde großes Zukunftspotenzial. Seit Jahren werden Studien durchgeführt, in denen die Forscher die Heilung der altersbedingten Makuladegeneration durch embryonale Stammzellen erproben.

Zusammengefasst: Stammzelltransplantation am Auge

  • Eine Stammzelltransplantation am Auge ermöglicht es, zerstörte Limbusstammzellen zu ersetzen und damit das Augenlicht wiederherzustellen.
  • Für die Transplantation werden Stammzellen aus dem gesunden Auge des Patienten oder von einem Spender entnommen, in einem speziellen Prozess gezüchtet und anschließend in das verletzte Auge eingepflanzt.
  • Die Erfolgsaussichten sind gut: In den meisten Fällen kann die Hornhautoberfläche wiederhergestellt und die Sehkraft verbessert werden. Doch auch Abstoßungsreaktionen können die Folge sein.

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