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Blindheit (Amaurose)

Blind sein ist eine beängstigende Vorstellung, gehört das Sehen doch zu den wichtigsten Sinneswahrnehmungen. Was man unter Blindheit versteht, welche Ursachen und Therapieformen es gibt – in diesem Artikel erfahren Sie Wissenswertes zu diesem Thema.

Inhaltsverzeichnis

Die Definition von Blindheit: Wann ist ein Mensch blind?

Sowohl im medizinischen als auch im allgemeinen Sprachgebrauch bedeutet Blindheit – auch Amaurose(Blindheit)  genannt –, dass ein Mensch keinerlei Licht mehr wahrnimmt und somit nichts mehr sieht. Im Sozialrecht gelten jedoch auch Personen als blind, die minimal-optische Eindrücke wahrnehmen. Die Versorgungsmedizin-Verordnung (VersMedV) in Deutschland definiert, wann eine Person als blind gilt:

  • Wenn das Augenlicht vollständig fehlt
  • Wenn die Sehschärfe auf keinem Auge und auch nicht beidäugig mehr als 0,02 beträgt
  • Wenn andere Sehstörungen vorliegen, die so stark sind, dass sie dieser Sehschärfe gleichkommen

Der Wert 0,02 drückt aus, dass die Sehschärfe eines Menschen bei gerade einmal 2 Prozent liegt. In diesem Fall können die Betroffenen lediglich hell und dunkel wahrnehmen, sich aber nicht mehr mit den Augen orientieren.

Welche Symptome weisen auf eine drohende Blindheit hin?

Bei einer Blindheit entwickeln sich die Symptome meistens schleichend. Oft liegen Augenkrankheiten zugrunde, die das Blindsein hervorrufen: Die häufigsten Augenkrankheiten, die zur Blindheit führen, sind Grüner Star (Glaukom), Grauer Star(Katarakt) (Katarakt), eine Netzhautablösung und eine altersbedingte Makuladegeneration.

Betroffene einer Netzhautablösung beschreiben oft das Sehen von „schwirrenden Mücken“. An sich ist dieses Phänomen – in der Fachsprache als Mouches volantes bezeichnet – harmlos. Verstärkt sich dieses Symptom jedoch und kommt gar noch das Sehen von Lichtblitzen hinzu, kann eine Netzhautablösung vorliegen. Menschen, die unter einem Glaukom leiden, klagen dagegen eher über ein eingeschränktes Gesichtsfeld. Die Symptome bei Grauem Star zeichnen sich durch eine trübe und verschwommene Sicht aus. Eine altersbedingte Makuladegeneration kann daran erkannt werden, dass klare Linien plötzlich kippen und Muster verzerrt wahrgenommen werden. Blindheit kann sich folglich durch sehr unterschiedliche Symptome ankündigen – Nehmen Sie ähnliche oder genau diese Symptome bei sich wahr, suchen Sie bitte einen Augenarzt auf und lassen Sie diese medizinisch abklären.

Säuglinge können Ihre Symptome noch nicht mitteilen: Ist ein Baby von Geburt an blind oder sehbehindert, äußert sich das folgendermaßen:

  • Das visuelle Interesse an der Umwelt fehlt
  • Es hat Probleme, Gesichter und optische Reize zu fixieren – zum Beispiel ein Mobile
  • Das Baby blinzelt nicht – auch wenn Licht direkt ins Auge fällt
  • Der Säugling reibt und bohrt vermehrt mit den Fingern an den Augen
  • Die Augen können zittern sowie auffällig trüb oder hell aussehen
  • Schielende oder besonders tiefliegende Augen

Blindheit: Diese Ursachen stecken dahinter

In den meisten Fällen ist Blindheit erworben. Das bedeutet, dass sich die Sehschädigung erst im Laufe des Lebens entwickelt. Ursachen sind meistens Krankheiten, die bestimmte Teile des menschlichen Auges schädigen. Dies sind die häufigsten Krankheiten, die zu Blindsein führen:

  • Altersbedingte Makuladegeneration
  • Grüner Star sowie Schwund des Sehnervs
  • Augenkrankheiten, die durch Diabetes verursacht werden
  • Hohe Kurzsichtigkeit und Netzhautablösung
  • Vererbbare Augenkrankheiten wie Grauer Star und Retinitis Pigmentosa

Auch ein Schlaganfall oder eine Thrombose im Auge kann zu Blindheit führen – wenn die Durchblutung des Sehapparates an bestimmten Stellen längerfristig unterbrochen ist. Die genannten erblichen Augenkrankheiten können bewirken, dass die Zellen der Netzhaut (Retina) nach und nach absterben oder dass sich die Linse des Auges stark trübt.

Manche Menschen werden aber auch blind geboren – in Deutschland sind das jährlich etwa 160 Babys. Darüber hinaus gibt es auch Fälle von Erblindung im frühen Kindesalter. Ursache dafür kann zum Beispiel eine äußerst seltene Erbkrankheit sein – wie die sogenannte Lebersche Kongenitale Amaurose. Möglich ist auch, dass Kindern von Geburt an Teile des Sehapparates fehlen: Bei einer Aniridie zum Beispiel besitzt der Mensch keine Iris und hat zudem ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Augenkrankheiten und Sehstörungen. Bei Frühchen kann es auch zu einer sogenannten Frühgeborenen-Retinopathie kommen: In diesem Fall ist die Netzhaut des Babys noch nicht ganz ausgebildet, wodurch sie sich ablösen kann – was im schlimmsten Fall und unbehandelt zu Blindheit führt. Manchmal sind auch im Kindesalter schon der Grüne und Graue Star für ein Blindsein verantwortlich – wenn auch verhältnismäßig selten.

Ist Blindheit therapierbar?

Ist ein Mensch blind, so lässt sich dies nicht heilen, je nach Ursache ist es jedoch möglich, eine drohende Erblindung frühzeitig in den Griff zu bekommen. Bei den ersten Anzeichen einer Netzhautablösung zum Beispiel kann der Augenarzt durch eine Laserbehandlung helfen: Diese verhindert, dass die Netzhaut einreißt. Hat sie sich jedoch schon gelöst, kann nur noch eine schnelle Operation helfen.

Meistens schreitet das Blindsein jedoch langsam voran – weshalb es mit der richtigen Behandlung vermieden werden kann: Bei einer altersbedingten Makuladegeneration kommen je nach Ausprägung verschiedene Methoden zum Einsatz. Dazu gehören zum Beispiel sogenannte VEGF-Hemmer-Injektionen und Laserbehandlungen.

Ein Grüner Star lässt sich hingegen meistens schon durch Augentropfen mit speziellen Wirkstoffen erfolgreich behandeln. Die wirksamste Behandlung des Grauen Stars ist eine Operation, bei der dem Patienten eine künstliche Augenlinse eingesetzt wird.

Blindheit lässt sich nicht immer aufhalten. Aber es gibt Rehabilitationsmaßnahmen, die den Betroffenen helfen, mit dieser Situation umzugehen. Sprechen Sie bitte ausführlich mit Ihrem Augenarzt über eine mögliche Behandlung oder geeignete Maßnahmen, die Ihnen bei einem Leben mit Blindheit helfen.

Die wichtigsten Informationen zur Blindheit zusammengefasst

  • Blind sein bedeutet, dass ein Mensch kein Licht mehr wahrnimmt und nichts mehr sieht. Sozialrechtlich gelten auch Menschen als blind, die noch minimal-optische Eindrücke wahrnehmen.
  • Blindheit per Definition bedeutet: Das Augenlicht fehlt, die Sehschärfe beträgt nicht mehr als 0,02 bzw. es liegen andere Sehstörungen vor, die so stark sind, dass sie einer Sehschärfe von 0,02 gleichkommen.
  • Symptome einer Blindheit sind zum Beispiel ein eingeschränktes Gesichtsfeld, eine trübe, verschwommene Sicht oder verzerrt wahrgenommene Muster. Bei Babys ist unter anderem ein Fehlen des visuellen Interesses ein mögliches Symptom für eine Blindheit.
  • Eine Blindheit kann entweder angeboren oder erworben sein. In den meisten Fällen ist das Blindsein erworben. Ursachen dafür sind Augenkrankheiten wie eine Netzhautablösung, Grüner Star, Grauer Star oder eine altersbedingte Makuladegeneration.
  • Sind Menschen von Geburt an blind, gibt es keine Chance auf Heilung. Da das erworbene Blindsein sich meistens langsam einstellt, lässt sich das Erblinden aber oftmals rechtzeitig stoppen – die Therapie hängt von der Grunderkrankung ab.

Quellen

Krankheitsbilder, Universitätsklinikum des Saarlandes
Altersbedingte Makuladegeneration (AMD), Universitätsklinikum Frankfurt
Glaukom, Klinik für Augenkunde, Charité Berlin
Katarakt / Grauer Star, Klinik für Augenkunde, Charité Berlin

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