Die VR-Brille – alle Realitäten im Blick
Unsere Welt und unser Alltag werden schnelllebiger. Auch die Weiterentwicklung technischer Innovationen wird immer rasanter. Während es in Ihrer Kindheit vielleicht noch hieß, Sie sollen nicht so nah vor dem Fernsehgerät sitzen, weil dies schlecht für die Augen sei, etablieren sich seit einigen Jahren verschiedene Formen von Smartglasses und Head-Mounted Displays wie etwa die VR-Brille. Diese sind direkt am Kopf oder vor den Augen platziert – je näher, desto besser. Ziel dieser neuen visuellen Ausgabegeräte ist es, dem Träger ein einzigartiges räumliches Seherlebnis zu verschaffen, das mit einem herkömmlichen flachen Bildschirm nicht gegeben ist.
Inhaltsverzeichnis
Head-Mounted Displays – der Ursprung der VR-Brille
Die sogenannten Head-Mounted Displays (am Kopf befestigte Bildschirmsysteme) lassen die projizierten Bilder durch die Nähe zum Auge nicht nur größer und echter wirken. Einige dieser Geräte decken darüber hinaus das gesamte Sichtfeld des Trägers ab und folgen seinen Kopfbewegungen, sodass er den Eindruck gewinnt, er befände sich mitten im projizierten Bildraum, statt diesen lediglich zu beobachten. Teilweise setzen derartige Geräte reale und computergenerierte Bilder zusammen, sodass der Träger eine um künstlich erzeugte Objekte erweiterte Realität erleben kann. Andere Head-Mounted Displays schirmen den Träger durch die komplette Abdichtung des Sichtfelds von der eigentlichen Realität ab und erschaffen eine ganz eigene virtuelle Realität. Genau das macht eine VR-Brille.
Woher kommt sie?
Wie so viele andere bahnbrechende Erfindungen entstand auch die VR-Brille in einer Garage. Mit gerade einmal 18 Jahren begann der Amerikaner Palmer Luckey an einer neuartigen Brille zu tüfteln, da ihm die bis dato auf dem Markt verfügbaren Head-Mounted Displays technisch nicht ausgereift genug erschienen. 2012 ging er mit seiner selbst entwickelten Smart-Brille über eine Crowdfunding-Plattform an die Öffentlichkeit. Schnell gewann er das Interesse vor allem von Spieleentwicklern. Bereits im Jahr 2014 kaufte Facebook Palmer sein Unternehmen für rund 2 Milliarden Dollar ab.
Was ist eigentlich virtuelle Realität?
Allgemein bezeichnet eine virtuelle Realität (VR) schlichtweg die Darstellung computergenerierter Bildräume, die zu einer scheinbar greifbaren Welt werden. Diese virtuelle Welt kann an die eigentliche Wirklichkeit angelehnt sein, kann aber auch vollkommen autonome Welten erschaffen und die Anwesenheit in dieser virtuellen Realität simulieren. Auch ein einfaches Videospiel auf einem Flachbildschirm stellt schon eine VR (virtuelle Realität) in sich dar. Erst Hilfsmittel wie eine VR-Brille machen aber das Erleben des virtuellen Raums möglich.
Was sehe ich durch eine VR-Brille?
Im Zusammenhang mit der VR-Brille ist oft die Rede von Immersion:dem Eintauchen in die virtuelle Welt. Die VR-Brillen ermöglichen das Erleben eines dreidimensionalen Raumes, ohne auf lästige Kabel oder unbewegliche Monitore angewiesen zu sein. Tatsächlich spricht man bei der virtuellen Realität, die durch eine VR-Brille erlebt wird, nicht mehr nur von Immersion, sondern bereits von Präsenz im virtuellen Raum. Durch die in diesen Brillen verarbeitete Technik kann der Träger sich scheinbar tatsächlich in der virtuellen Realität bewegen und mit seiner Präsenz Einfluss auf diese nehmen.
Wie funktioniert die VR-Brille?
Zwei grundlegende Faktoren unterscheiden die visuelle Wahrnehmung mit einer VR-Brille von derjenigen über einen normalen TV- oder Smartphone-Screen: der 3-D-Eindruck und das „grenzenlos” weite Sichtfeld.
Stereoskopisches Sehen
Doppeläugiges (stereoskopisches) Sehen ist die Basis räumlichen, dreidimensionalen Sehens. Kurz erklärt, braucht der Mensch beide Augen, um räumlich sehen zu können, denn der Sichtwinkel beider Augen unterscheidet sich leicht. Das rechte Auge kann etwas mehr von der rechten Seite des betrachteten Objekts einfangen, das linke Auge erfasst ein Stück mehr der linken Objektseite. Diese Differenz kann unser Gehirn umrechnen und die räumliche Beschaffenheit, Tiefe und Abstände berechnen.
Bei der VR-Brille wird dieses dreidimensionale Sehen durch zwei verschiedene Displaybilder erzeugt – anders als bei herkömmlichen Screens (hier blicken beide Augen auf ein und denselben Monitor). Die digital simulierte stereoskopische Differenz bewirkt dann die Berechnung der beiden leicht unterschiedlichen Bilder zu einem dreidimensionalen Bildraum im Gehirn.
Linse
Das Bild in der VR-Brille liegt einige wenige Zentimeter vom Auge entfernt – viel zu nah, um tatsächlich scharf sehen zu können. Deswegen befindet sich in der VR-Brille eine Linse, die das Bild, ähnlich wie eine extrem starke Lesebrille, bricht. Durch individuelle Anpassung der Linse in der VR-Brille ist es theoretisch möglich, eine leichte Sehschwäche auszugleichen. Eine normale Brille unter der VR-Brille zu tragen, gestaltet sich schwierig. Dennoch ist die Qualität der Sehkorrektur nicht mit der einer normalen Brille oder Kontaktlinsen zu vergleichen. Bei stärkeren Dioptrien-Werten empfiehlt sich die Kombination aus Kontaktlinsen und VR-Brille.
Sichtfeld
Für die Qualität einer VR-Brille ist die Breite des Sichtfelds ausschlaggebend. Das Sichtfeld unterscheidet sich allerdings vom Blickfeld. Während das Blickfeld sich auf den Bereich bezieht, in dem ohne Kopfbewegung scharf gesehen werden kann, umfasst das Sichtfeld den gesamten Bereich, in dem Bewegungen wahrgenommen werden können. Zwar gibt es auch VR-Brillen-Modelle mit Sichtweite zwischen 30° und 60°, qualitativ hochwertige VR-Brillen decken aber ein Sichtfeld bis 80° und aufwärts ab. Bei diesen Modellen entsteht dann der Eindruck, wirklich in der VR präsent zu sein, da weder vertikale noch horizontale Sichtgrenzen mehr vorhanden sind.
Welche VR-Brillen-Typen gibt es?
VR-Brillen gibt es inzwischen in verschiedenen Ausführungen und entsprechend in unterschiedlichen Preiskategorien:
- VR-Brille mit integriertem Display (PC-Anschluss notwendig): 500 bis 2.000 Euro
- VR-Brille mit Smartphone-Halterung (Bildgenerierung durch App): 10 bis 100 Euro
- VR-Brille mit inkludiertem Mini-Rechner (noch nicht im freien Handel verfügbar): keine Angabe
Wofür eignen sich VR-Brillen?
Die VR-Brille bietet unzählige mögliche Einsatzbereiche. Für fast jedes Unternehmen lässt sich die Virtual-Reality-Technologie sinnvoll einsetzen. Aber auch für den privaten Gebrauch gibt es bereits zahlreiche 360°-Videoclips auf Youtube. Hier nur ein paar der bereits genutzten Anwendungsgebiete:
- Virtuelle Showrooms zur Produktpräsentation
- Werbefilme in 360°
- E-Gaming
- E-Learning (Aus- und Weiterbildung durch interaktive, erklärende Erlebniswelten)
- Virtuelle Führungen jeglicher Art (Museen, Immobilien etc.)
- Shopping Assistance (interaktive Online-Kaufberatung)
VR-Brille: alles auf einen Blick
- Die VR-Brille ermöglicht ein erweitertes räumliches Seherlebnis. Sie simuliert nicht nur das Eintauchen, sondern die Präsenz im virtuellen Raum.
- Faktoren, die die Wahrnehmung durch eine VR-Brille von herkömmlichen Bildschirmen unterscheiden: stereoskopisches Sehen in Verbindung mit einem unbegrenzten Sichtfeld.
- VR-Brillen gibt es in zwei unterschiedlichen Varianten auf dem Markt: mit integriertem Display und mit einer Smartphone-Halterung. VR-Brillen mit inkludiertem Mini-Rechner sind noch nicht im freien Handel verfügbar.
- Die Einsatzgebiete und Möglichkeiten der VR-Brillen sind vielfältig, kreativ unbegrenzt und entwickeln sich stetig weiter.
Quellen
https://www.twt.de/news/detail/12-anwendungsgebiete-fuer-ueberzeugenden-virtual-reality-content.html
Bild-Quelle: https://pixabay.com/de/photos/vr-virtuelle-realit%c3%a4t-brille-3411378/