Bei der Anfertigung eines Brillenglases müssen verschiedene Werte berücksichtigt werden. Einer davon ist der Zylinder, der der Korrektur einer Hornhautverkrümmung dient. Wie alle anderen individuellen Werte wird er im Brillenpass festgehalten.
Der Zylinder einer Brille (Abkürzung „cyl“ oder „zyl“) gibt jene Werte an, mittels derer eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) korrigiert wird. Diese Form der Fehlsichtigkeit ist häufig angeboren. Die Hornhaut (Cornea) des Auges weist dann keine regelmäßige kugelförmige Krümmung auf, sondern besitzt unterschiedlich gekrümmte Abschnitte. Dadurch entstehen verschiedene Brechwerte und die Lichtstrahlen werden nicht punktförmig, sondern als Linien auf der Netzhaut (Retina) abgebildet. Eine Hornhautverkrümmung tritt häufig in Kombination mit anderen Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit (Myopie) oder Weitsichtigkeit (Hyperopie) auf.
Der Zylinder bei einer Brille
Die Stärke der Hornhautverkrümmung wird in Dioptrien mit einem vorangestellten Minus angegeben. Die Schritte zur Abstufung betragen dabei üblicherweise 0,25 dpt in den Negativbereich. Bei der Bestellung einer Brille mit Zylinder befindet sich vor der entsprechenden Dioptrienzahl ebenfalls ein Minus.
Ein Wert bis 0,5 liegt im Normalbereich und muss nicht unbedingt korrigiert werden. Das hängt jedoch in erster Linie vom individuellen Empfinden ab. Einige Menschen benötigen schon ab 0,25 dpt eine Sehhilfe, andere erst ab 0,5 dpt. Der Zylinder wird ermittelt, indem zunächst die maximale und anschließend die minimale Brechkraft des Auges gemessen werden. Je stärker die Hornhaut über die normale Wölbung hinaus gekrümmt ist, umso größer ist die Brechkraft, während der Radius der Hornhaut geringer ausfällt.
Um die Sehschwäche auszugleichen, die durch den Astigmatismus hervorgerufen wird, ist die Brille mit Zylindergläsern ausgestattet. Dabei handelt es sich um sogenannte torische Linsen. Sie besitzen – im Gegensatz zu den Gläsern einer Brille ohne Zylinder – Brennlinien anstelle eines Brennpunktes.
Eine wichtige Rolle spielt bei der Anfertigung einer Brille mit Zylinder auch die Achse. Sie gibt die genaue Lage beziehungsweise Richtung der Krümmung an. Sie wird in Grad gemessen und orientiert sich an einer senkrecht (0°) und einer waagerecht (90°) verlaufenden Geraden. Die auf diese Weise ermittelten Korrekturwerte werden in die Brillengläser eingeschliffen und gleichen die Unebenheit der Hornhaut aus. So wird das vormals horizontal oder vertikal verzerrte Bild wieder scharf auf die Netzhaut geworfen.