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Die Geschichte der Brille: eine Reise durch die Zeit

Streng genommen beginnt die Geschichte der Brille schon in der Antike. Hier entdeckte man erstmals, dass gewölbte durchsichtige Körper wie zum Beispiel wassergefüllte Glaskugeln Kleines größer erscheinen lassen. Doch es dauerte noch viele Jahrhunderte, bis dieses Wissen zur Hilfe bei Sehschwächen eingesetzt werden konnte. Die Brille, wie wir sie kennen, wurde nicht im klassischen Sinne erfunden, sondern über verschiedene Vorstufen Schritt für Schritt entwickelt. Bei der Entstehung der Brille spielte ein mittelalterliches Buch aus Arabien eine entscheidende Rolle.

Inhaltsverzeichnis

Wann hat die Geschichte der Brille begonnen?

Wie Glas hergestellt wird, ist seit Jahrtausenden bekannt. Doch die ersten linsenförmigen Gegenstände mit optischer Wirkung bestanden nicht aus Glas, sondern aus Stein. Klare Kristalle wie Bergkristall oder Topas, zu Halbkugeln geschliffen, dienten in frühen Hochkulturen wie Assyrien oder Ägypten jedoch nicht als Sehhilfen oder Lupen, sondern als Schmuck, Waffen- und Rüstungszier.

Ein Beispiel dafür ist die „Linse von Nimrud”, ein etwa 2.700 Jahre alter, geschliffener Bergkristall, der 1850 in der assyrischen Grabungsstätte von Nimrud gefunden wurde. Der optische Nutzen einer solchen einfachen, halbkugeligen Linse blieb unerkannt. So lässt es sich erklären, dass noch 700 Jahre später der römische Rechtsgelehrte, Redner und Philosoph Cicero im Alter darüber klagte, er müsse sich Bücher von Sklaven vorlesen lassen.

Die Idee der Sehhilfe war noch nicht geboren – es sollten erst noch fast tausend weitere Jahre vergehen, bis ein arabischer Naturforscher grundlegende optische Gesetze in einem wahrhaft revolutionären Buch formulierte.

Was machte den Bau von Brillen möglich?

Der in Kairo lebende Mathematiker, Meteorologe und Astronom Abu Ali al-Hasan ibn al-Haitham (ca. 965-1040) – später in Europa als Alhazen bekannt – verfasste neben vielen anderen Werken ein Buch, das zum Meilenstein in der Entwicklung der Brille werden sollte: den „Schatz der Optik”. Hier beschrieb er, wie und warum auswärts gekrümmte (konvexe) Glaskörper zur Vergrößerung kleiner Dinge genutzt werden konnten – die Lupe war geboren.

Alhazens Werke, im 13. Jahrhundert ins Lateinische übersetzt, beeindruckten unter anderem den Franziskanermönch, Philosophen und Naturforscher Roger Bacon (ca. 1220-1292) und andere westeuropäische Mönche, die den nächsten Schritt zur Entwicklung der Brille unternahmen.

Wer erfand die Brille, wie wir sie kennen?

Alhazens Schriften über Optik fanden in Westeuropa weite Verbreitung. Die Erfindung der Brille wird oft Roger Bacon zugeschrieben. Doch sicher ist, dass italienische Mönche etwa zur gleichen Zeit auf der Grundlage von Alhazens Arbeiten den „Lesestein” erfanden. Dieser war tatsächlich ein Stein – ein halbkugelig geschliffener Beryll, der auf wundersame Weise kleine Buchstaben vergrößerte, wenn man ihn über sie gleiten ließ. So konnten alterssichtige Klosterbrüder wieder die heiligen Schriften lesen.

Diese Entdeckung, die wohl um 1250 in Norditalien gemacht wurde, machte europaweit Furore. Sie war nur noch einen Steinwurf weit von der Brille entfernt (die übrigens dem Beryll ihren Namen verdankt). Und tatsächlich bezeugt eine Predigt des Dominikanermönchs Giordano da Rivalto, dass bereits um 1280 Brillen in Norditalien hergestellt wurden. In der Malerei taucht die Brille zum ersten Mal um 1350 auf Wandmalereien des italienischen Malers Tommaso da Modena auf, in zwei Porträts kirchlicher Würdenträger.

Wie sahen Brillen im Mittelalter aus?

Die ersten Brillen besaßen noch keine Bügel. Sie waren nicht viel mehr als zwei in Metall, Horn oder Holz eingefasste Konvexlinsen, die über der Nase mit einem Steg verbunden waren. Diese sogenannten Nietbrillen breiteten sich rasch auch nach Nordeuropa aus, wo sie zunächst vor allem bei Klerikern und Gelehrten begehrt waren – Menschen eben, deren Leben vom Lesen und Schreiben geprägt war. So kam schließlich die Brille in Deutschland an.

Das aufwendige Schleifen von Steinen wurde überflüssig, als die Kunst, weißes Glas ohne Einschlüsse herzustellen, vervollkommnet wurde. Und hier spielt Italien – genauer gesagt, die nahe bei Venedig gelegene Inselgruppe Murano – wiederum eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Brille.

Muranoglas ersetzte die vergleichsweise schweren Steine; die Nietbrille konnte fortan bequemer an einem Stiel getragen werden und wurde so zum Vorläufer des späteren Lorgnons. Auch einäugige Formen wie das Monokel bildeten sich als eigenständige Sehhilfen heraus.

In diesen Formen überdauerte die frühe Brille die Jahrhunderte – zunächst allerdings nur für weitsichtige und alterssichtige Menschen. Erst, nachdem man im 15. Jahrhundert mit verschiedenen Linsenformen experimentierte, entdeckte man, dass einwärts gebogene (konkave) Linsen als Sehhilfe bei Kurzsichtigkeit eingesetzt werden konnten.

Wie veränderte sich die Brille in der Neuzeit?

Der Buchdruck – und damit die Alphabetisierung breiter Volksmassen – gab der Brillenherstellung im 16. Jahrhundert enormen Auftrieb. Die folgenden Jahrhunderte zwischen 1500 und 1700 brachten eine Vielzahl von Innovationen und Veränderungen:

  • Der Beruf des Brillenmachers etablierte sich. Bereits 1535 wurde die erste Brillenmacherzunft in Nürnberg gegründet.
  • Der Zwicker wurde im 16. Jahrhundert entwickelt, eine bügellose Brille, die einfach auf den Nasenrücken geklemmt werden konnte.
  • Brillenmacher experimentierten mit verschiedenen, teilweise skurrilen Konstruktionen, um die Trageeigenschaften der Brille zu verbessern: Gefasste Korrekturgläser wurden zum Beispiel an Mützen (Mützenbrille) oder an Stirnreifen befestigt oder mit Fäden an den Ohren befestigt (Fadenbrille).
  • Die heutige Brillenform, bei der seitlich angebrachte Bügel für festen Halt sorgen, wurde zwar bereits 1727 vom britischen Optiker Edward Scarlett entwickelt, konnte sich aber erst etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts durchsetzen.

Und weit bis in das 20. Jahrhundert hinein hielten sich Lorgnette, Zwicker und Monokel, die nur gelegentlich eingesetzt und nicht dauerhaft getragen wurden – denn immerhin galt eine Brille in weiten Kreisen der Bevölkerung als kosmetischer Makel.

Was macht die Geschichte der Brille in der Moderne aus?

Die Bifokalbrille, die mit unterschiedlich geschliffenen Zonen sowohl Fern- als auch Nahsicht ermöglicht, wurde vom amerikanischen Politiker und Erfinder Benjamin Franklin (1706-1790) bereits im 18. Jahrhundert entwickelt.

Erst knapp zweihundert Jahre später, 1959, wurde in Frankreich die erste Gleitsichtbrille mit stufenlosem Übergang zwischen Fern- und Nahsichtbereichen konstruiert – und individuell angepasste Gleitsichtgläser sind sogar erst seit 2000 verfügbar.

Fassungen aus neuen Materialien wie Titan oder Aluminium, Kunststoffgläser, Entspiegelung, neue Linsenkorrekturen, Vergütungen und Härtungsverfahren verbesserten die optischen und Trageeigenschaften der Brille weiter und sorgten für mehr Langlebigkeit.

Die Geschichte der Brille ist damit sicher noch längst nicht zu Ende erzählt: Fraglos warten in der Zukunft noch neue Entdeckungen, die die Möglichkeiten der Brillenherstellung erweitern – etwa die Kombination von optischen und digitalen Technologien.

Die Geschichte der Brille im Überblick:

  • Brillen gibt es erst seit dem 13. Jahrhundert; sie wurden erstmals von Mönchen in Italien konstruiert.
  • Anfangs konnten mit Brillen nur Weit- und Alterssichtigkeit korrigiert werden.
  • Die heutige Brillenform entstand im 18. Jahrhundert, fand aber erst seit ca. 1850 weite Verbreitung.
  • Die Brille entwickelt sich dank neuer Materialien und Fertigungsmethoden auch heute noch ständig weiter.

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