Dämmerungssehen: Was ist das?
Dass der Mensch sich selbst bei schwachen Lichtverhältnissen gut zurechtfindet, ist dem Dämmerungssehen zu verdanken. So bezeichnen Mediziner die Fähigkeit des Auges, bei aufkommender Dunkelheit in einen anderen Sehschärfe-Modus umzuschalten. Wer bei sich feststellt, nachts besondere Sehschwierigkeiten zu haben, sollte sich beim Augenarzt einem entsprechenden Test unterziehen. Für Berufskraftfahrer ist eine Untersuchung des Dämmerungssehens, nebst anderen Kriterien, sogar gesetzliche Pflicht.
Inhaltsverzeichnis
Welche Bedeutung hat das Dämmerungssehen für die Sehkraft?
Die Evolution hat das menschliche Auge zu einem feinmechanischen Wunderwerk entwickelt, das sich automatisch und stufenlos von Weit- auf Nahsicht ebenso wie von Hell auf Dunkel einstellt. Und umgekehrt. Tagsüber liefern die Lichtverhältnisse dem Auge beste Bedingungen, Farben und Formen genauestens voneinander zu unterscheiden. Nachts spielen Farben hingegen eine geringere Rolle. Hier kommt es darauf an, Formen und Konturen besser zu erkennen. Als Autofahrer erlebt man Nachtfahrten nicht ohne Grund als anstrengend. Denn das Auge als Sinnesorgan muss sich bei Dunkelheit mit deutlich weniger Informationen zufriedengeben.
Wie sorgt das menschliche Auge für optimales Dämmerungssehen?
Auf der Netzhaut des Auges, der Retina, befinden sich die Sehzellen, die die optischen Informationen aufnehmen. Dabei teilen sich zapfen- und stäbchenförmige Zellen die Aufgabe, Farben und Kontraste zu erkennen. Wenn wenig Licht zur Verfügung steht, sind die Stäbchen besonders gefordert. Diese besonders kontrastempfindlichen Zellen müssen dann die Sehschärfe gewährleisten, die tagsüber bereits durch die deutlich erkennbaren Farbunterschiede gewährleistet sind. Das menschliche Auge ist in der Lage, auch bei schlechten und dunklen Lichtverhältnissen Kontraste deutlich genug zu erkennen. Allerdings benötigt das Auge eine gewisse Eingewöhnungszeit, von Hell auf Dunkel und umgekehrt zu schalten. Diesen Effekt kennt jeder: morgens nach dem Aufstehen und Heraufrollen der Jalousien oder nachts, wenn man plötzlich von Scheinwerfern eines entgegenkommenden Fahrzeugs geblendet wird. Die Blendempfindlichkeit des Auges ist eine Eigenschaft, die in engem Zusammenhang mit dem Dämmerungssehen steht.
Wo spielt das Dämmerungssehen eine besonders wichtige Rolle?
Für den Erwerb eines einfachen Pkw-Führerscheins reicht ein Sehtest beim Optiker, der entweder die ausreichende Sehschärfe bescheinigt oder die benötigte Sehhilfe zur Korrektur benennt. Für Berufskraftfahrer ist ein augenärztliches Gutachten Vorschrift. Dabei werden folgende Faktoren überprüft:
- Farbsichtigkeit
- Räumliches Sehen
- Gesichtsfeld und mögliche Einschränkungen
- Augenbeweglichkeit
- Sehschärfe
- Dämmerungssehen und Blendempfindlichkeit
Bei Berufskraftfahrern soll somit auch der Befund einer Nachtmyopie oder gar Nyktalopie, im Volksmund als „Nachtblindheit” bekannte Fehlsichtigkeit, ausgeschlossen werden.
Was lässt sich anhand des Dämmerungssehens über den Zustand der Augen aussagen?
In der Diagnostik spielt das Dämmerungssehen als Früherkennung oder in der Diagnose von Augenerkrankungen eine Rolle. Im Rahmen einer sogenannten Nyktometrie – so der Name dieser Untersuchung – können sich Hinweise auf folgende Erkrankungen oder Einschränkungen ergeben:
- Grauer Star
- Netzhauterkrankungen
- Veränderungen der Netzhaut durch toxische oder pharmazeutische Substanzen
- Nachtmyopie (Kurzsichtigkeit bei Dunkelheit)
- Nyktalopie (Nachtblindheit)
Fazit: Dämmerungssehen auf einen Blick
- Das Dämmerungssehen ist ein Grundbestandteil der optischen Funktionen im menschlichen Auge.
- Die Fähigkeit, nachts ausreichende Kontraste und Formen zu erkennen, kann bei einigen Menschen eingeschränkt sein.
- Für einige Berufsgruppen, wie zum Beispiel Berufskraftfahrer, ist ein augenärztliches Gutachten gesetzlich vorgeschrieben, in dem unter anderem das Dämmerungssehen beurteilt wird.
- In der augenärztlichen Diagnostik dient die Überprüfung des Dämmerungssehens, um bestimmte, auch altersbedingte Erkrankungen der Augen zu erkennen.