Die Netzhaut (Retina)
Die Netzhaut (Retina) ist ein komplexes Gebilde aus verschiedenen Zellen und Schichten, doch im Grunde lässt sich ganz einfach erklären, was die Aufgabe der Netzhaut ist: Sie verarbeitet als sensorischer Teil des Auges Licht- und Farbreize und leitet sie an den Sehnerv weiter. Sie fungiert sozusagen als Übersetzer von Signalen. Lesen Sie hier mehr über Funktion und Aufbau der Netzhaut.
Inhaltsverzeichnis
Die Netzhaut als Miniatur-Leinwand
Die Retina kleidet die Innenseite des menschlichen Auges aus, weshalb sie auch „innere Außenhaut“ genannt wird. Nach innen grenzt sie an den Glaskörper, nach außen liegt sie an der Bruch-Membran an, einem Teil der Aderhaut. Als Nervengewebe mit mehreren Schichten ist sie darauf spezialisiert, auf einfallendes Licht zu reagieren und es zu elektrischen Impulsen weiterzuverarbeiten. Sie findet sich im Auge der Wirbeltiere sowie einiger Tintenfische und Schnecken. Vergleichbar ist die Netzhaut mit dem Film einer analogen Kamera oder einer Leinwand: Sie dient als Projektionsfläche.
Die Retina: Ein vielschichtiges Gebilde
Der Aufbau der Netzhaut ist sehr komplex und folgt einer ausgeklügelten, dreidimensionalen Architektur. Das Gewebe besteht aus elf Einzelschichten:
- Innere Grenzmembran
- Nervenfaserschicht
- Ganglienzellschicht
- Innere plexiforme Schicht
- Innere Körnerschicht
- Äußere plexiforme Schicht
- Äußere Körnerschicht
- Äußere Grenzmembran
- Innensegment
- Außensegment
- Retinales Pigmentepithel
Zudem weist die Netzhaut drei verschiedene Nervenzelltypen auf: Die Photorezeptoren sind für die Umwandlung des auf die Linse treffenden Lichts zuständig. Die Stäbchenzellen sind für die Hell-Dunkel-Wahrnehmung zuständig, während die Zapfen die Farben analysieren und in elektrische Impulse umwandeln. Des Weiteren finden sich auf der Retina zwischengeschaltete Nervenzellen, die die erzeugten elektrischen Reize bereits auf der Netzhaut weiterverarbeiten. Die Ganglienzellen schließlich leiten die Informationen von der Netzhaut zur nächsten Schaltstelle weiter.
„Flecken“ auf der Netzhaut
Die Retina fängt die verschiedenen Licht- und Farbreize nicht nur ein und bildet sie ab, sondern wandelt sie in neuronale Aktivität um. Diese elektrischen Impulse leitet sie innerhalb ihrer verschiedenen Schichten weiter und leitet sie schließlich über die Papille in den Sehnerv weiter, der sie zur Interpretation zur Sehrinde (visueller Cortex) transportiert. Die Netzhaut besitzt zwei besondere Areale: Der sogenannte Gelbe Fleck (Makula) befindet sich im zentralen, hinteren Bereich der Netzhaut – dort haben die Zapfen die höchste Dichte, weshalb der Gelbe Fleck auch als der Punkt des schärfsten Sehens bezeichnet wird. Er ist bei einer Augenspiegelung deutlich zu erkennen. Im Gegensatz dazu steht der Blinde Fleck: Hier trifft die Papille des Sehnervs auf die Netzhaut, folglich befinden sich dort keine Lichtrezeptoren. Den Blinden Fleck nehmen Menschen jedoch in der Regel nicht bewusst wahr, da das Bild durch die umliegenden Zellen ergänzt wird.
Erworbene und erbliche Erkrankungen der Retina
Erkrankungen der Netzhaut können verschiedene Ursachen haben. Die häufigste vererbbare Netzhauterkrankung ist die sogenannte Retinitis pigmentosa, eine Funktionsstörung der Stäbchen. Bereits in der Kindheit treten hier Beeinträchtigungen wie Nachtblindheit auf, im weiteren Verlauf kommt es zu einer fortschreitenden Gesichtsfeldverschlechterung. Ist die Retina entzündet, spricht man von einer Chorioretinitis. Diese beeinträchtigt den Patienten in manchen Fällen kaum, kann aber bei Komplikationen sogar bis zur vollständigen Erblindung führen. Auch eine altersbedingte Makuladegeneration geht mit erheblicher Sehverschlechterung einher. Weil sich hier die Zäpfchen innerhalb des Gelben Flecks zurückbilden, leiden vor allem Sehschärfe sowie Kontrast- und Farbwahrnehmung.
Eine Schädigung der Retina kann auch durch andere Erkrankungen ausgelöst werden. So erhöht Diabetes beispielsweise das Risiko, an einer Retinopathie zu erkranken, die sich durch Schäden an den Blutgefäßen der Netzhaut bemerkbar macht – Blutungen innerhalb der Netzhaut sind eine mögliche Folge. Zu niedriger Augeninnendruck kann sogar eine Netzhautablösung provozieren, die zu Erblindung führen kann.
Quellen
Andreas Berke: Biologie des Auges. Mainz: WVAO, 1999 (2. Auflage).
Mit dem Chip kommt das Augenlicht zurück, Ärztezeitung.de
Diabetiker: Fünf Prozent drohen Sehverlust, Ärztezeitung.de
Bild-Quelle: https://unsplash.com/de/fotos/KJCyvlA_aAQ