Der Sehnerv (Nervus opticus)
Der Sehnerv ist die Verbindung zwischen Auge und Gehirn: Er sorgt dafür, dass die auf die Netzhaut treffenden Reize weitergeleitet werden und im Gehirn verarbeitet werden können. Lesen Sie hier interessante Fakten zum Nervus opticus, gängigen Erkrankungen und Therapiemöglichkeiten.
Inhaltsverzeichnis
Der Sehnerv: Darum ist er so wichtig
Die Larven des Ringelwurms Platynereis dumerilii haben die kleinsten Augen im Tierreich: Sie bestehen lediglich aus zwei Zellen. Werden diese von Licht gereizt, senden sie Impulse an die sogenannten Wimpernzellen, woraufhin die Meeresbewohner in die Richtung schwimmen, aus der der Lichtreiz kam. Es findet also ein Zusammenspiel zwischen dem Wahrnehmen des Lichtreizes, dem Weiterleiten des Signals, dessen Interpretation und der resultierenden Handlung statt. Das Auge von Säugetieren ist zwar um einiges komplexer aufgebaut, dennoch basiert unser Sehen ebenfalls auf solch einem Ablauf. Dafür zuständig ist unser Sehnerv: Der zweite von insgesamt zwölf Hirnnerven verläuft von der Netzhaut (Retina) aus mittig durch Augapfel und Augenhöhle bis ins Gehirn.
So verläuft der Nervus opticus
Der Nervus opticus ist je nach Schädelgröße rund 4,5 Zentimeter lang und besteht aus gut einer Million Nervenfasern. Der Mensch besitzt normalerweise zwei Sehnerven (einen je Auge), deren Aufgabe es ist, Lichtreize, die die Netzhaut auffängt, zur Interpretation in die jeweiligen Hirnhälften weiterzuleiten. Der Weg der Sehnerven führt hinter den Augenhöhlen in den Canalis opticus des Keilbeins. Anschließend kreuzen sich der Sehnerv des rechten und der des linken Auges am Chiasma opticum: So kommt es, dass die linke Gehirnhälfte die Informationen des rechten Auges verarbeitet und umgekehrt. Nach der Kreuzung der Sehnerven spricht man allerdings nicht mehr vom Sehnerv, sondern von der Sehbahn (Tractus opticus). Der Nervenstrang verläuft s-förmig und erlaubt darum auch die stärksten Augenbewegungen.
Die Sehnerven transportieren Bilder zum Gehirn
Treffen Lichtreize auf die Netzhaut, finden bereits vor Ort die ersten Verarbeitungsstufen statt: Die fotorezeptiven Zapfen und Stäbchen senden die erste Reizantwort und die Ganglienzellen leiten diese Informationen über die einzelnen Netzhautschichten zum Blinden Fleck(Papille), wo sich die Nervenfasern der Netzhaut bündeln. Diese Nervenfaserbündel bilden ab hier den Sehnerv, der die Impulse weiter Richtung Gehirn transportiert. Dort werden die Bilder auf der Sehrinde ausgewertet.
Beeinträchtigungen des Sehnervs als Krankheit und Symptom
Der Sehnerv spielt für die Sehleistung eine zentrale Rolle – Erkrankungen und Verletzungen am Nervus opticus sind also eine ernstzunehmende Gefahren für das Augenlicht. Bei Patienten im Alter zwischen 18 bis 45 Jahren deuten Beschwerden wie einseitige Sehverschlechterung oder Schmerzen bei Augenbewegung oft auf eine Sehnervenentzündung hin. Diese klingt meist von selbst wieder ab, in manchen Fällen kann die Entzündung allerdings chronisch werden und so dauerhaften Schaden anrichten.
Eine Entzündung des Sehnervs ist oft das erste Symptom einer Multiplen Sklerose und tritt auch im Verlauf dieser Autoimmunerkrankung häufig auf. Auch Tumore, Aneurysmen, Traumata, Blutungen oder Durchblutungsstörungen können Verletzungen der Sehnerven zur Folge haben. Die daraus resultierenden Ausfälle des Gesichtsfeldes geben dem Arzt wiederum wichtige Hinweise auf die zugrunde liegende Erkrankung und helfen ihm, die Läsion zu lokalisieren. Erkrankungen wie Grüner Star können den Sehnerv ebenfalls dauerhaft schädigen.
Quellen
Andreas Berke: Biologie des Auges. Mainz: WVAO, 1999 (2. Auflage).
Sehnervenerkrankungen, Klinik für Augenheilkunde Münster
Erste Anzeichen einer MS?, Ärztezeitung.de