Nystagmus: Die unwillkürlichen Augenbewegungen
Das Sehen ist einer der wichtigsten Sinne des Menschen – ist die Sehkraft beeinträchtigt, ist auch die Lebensqualität eingeschränkt. Eine erhebliche Einschränkung der Sehkraft kann durch das sogenannte Augenzittern, auch Nystagmus genannt, hervorgerufen werden. Es tritt für gewöhnlich unerwartet auf. Hier erfahren Sie alles über die Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines zum Nystagmus
Das Phänomen des Augenzitterns beschreibt eine unwillkürliche, horizontale Augenbewegung – der Betroffene steuert diese Bewegung also nicht bewusst. Meist ist die Bewegung rhythmisch und bei beiden Augen zu beobachten. Es gibt verschiedene Arten und Ausprägungen des Nystagmus, die sich anhand mehrerer Kriterien unterscheiden lassen. Alle Formen haben jedoch gemeinsam, dass sich das Zittern der Augen aus einer schnellen und einer langsamen Bewegung zusammensetzt.
Zunächst muss abgeklärt werden, ob der Nystagmus pathologisch (krankhaft) oder physiologisch ist. Denn die physiologische Form hat keine negativen Auswirkungen auf den Organismus – sie dient vielmehr der Anpassung Ihrer Augen an die Umwelt. Angenommen, Sie fahren mit dem Zug und werfen einen Blick aus dem Fenster: Durch die rhythmischen Bewegungen wird das Gesehene möglichst lange auf der Retina gehalten.
Ein Kriterium zur Klassifizierung des pathologischen Augenzitterns ist zum Beispiel der Zeitpunkt des Auftretens – in der Augenmedizin wird zwischen dem angeborenen und dem erworbenen Nystagmus unterschieden. Weitere Aspekte zur Unterscheidung sind:
- Schlagform und -richtung der Augen
- Ursache
- Auslösbarkeit
Tritt das Zittern zum Beispiel auf, wenn die Augen in Ruhestellung sind, spricht man von einem Spontannystagmus. Treten die Symptome auf, wenn sich der Körper bewegt – zum Beispiel beim Kopfschütteln oder Nicken –, liegt ein Provokationsnystagmus vor.
Wenn das Auge zittert: Symptome
Das Hauptsymptom des Nystagmus beschreibt schon der Begriff, der in der Umgangssprache verwendet wird: Augenzittern. Die Augen bewegen sich hin und her, was zur Folge hat, dass die Betroffenen ihre Umwelt verwackelt wahrnehmen. Darüber hinaus können Schwindel sowie eine Verstärkung des Zitterns beim Fixieren eines Objekts auftreten.
Da die Symptome dieser Augenkrankheit für die Patienten sehr unangenehm und verstörend sind, haben sie oft Stress- und/oder Angstzustände zur Folge, die die Symptome oft noch verstärken. Stellen Sie sich also auch bei leichtem Augenzittern unbedingt einem Augenarzt vor.
Zunächst erfolgt eine ausführliche Anamnese. Schildern Sie Ihrem Arzt neben den Symptomen auch Vorerkrankungen sowie Krankheiten in der Familie – jede Information hilft zu bestimmen, unter welcher Form von Nystagmus Sie leiden. Der Nystagmus-Test wird mit der sogenannten Frenzelbrille durchgeführt. Diese ist mit speziellen Linsen ausgestattet, die die Augen vergrößern und Sie die Umwelt verschwommen wahrnehmen lassen – Sie können kein Objekt fixieren, nichts lenkt Sie ab. So kann der Arzt das Augenzittern genau beobachten und eine eindeutige Diagnose stellen.
Nystagmus: Ursachen für das Zittern der Augen
Die Ursachen für einen Nystagmus sind noch nicht vollständig erforscht – bei einigen Formen lässt sich also nicht mit Bestimmtheit sagen, was sie auslöst. Sicher ist jedoch, dass einige Formen des Nystagmus erblich bedingt sind. Auch Krankheiten kommen als Ursache für das Augenzittern infrage – etwa der Graue Star, eine Trübung der Augenlinse. Weitere mögliche Ursachen sind:
- Aniridie (Fehlen der Regenbogenhaut)
- Albinismus
- Vernarbungen der Netzhaut
- Verletzungen der Augen
Ist das Augenzittern behandelbar?
Die Therapie des Nystagmus richtet sich – wie bei vielen Augenkrankheiten – nach der Diagnose des Augenarztes. Das Ausmaß der Symptome ist ein entscheidendes Kriterium für die Therapiewahl. Ziel einer jeden Therapie ist es, die Sehschärfe der Betroffenen zu verbessern.
Eine Möglichkeit ist eine medikamentöse Behandlung, vor allem mit Memantin und Gabapentin. Ersteres wird vor allem zur Behandlung von Parkinson eingesetzt. Die medikamentöse Behandlung ist jedoch sehr umstritten: Viele Experten zweifeln ihre Wirksamkeit an und geben zu bedenken, dass die Präparate erhebliche Nebenwirkungen haben können.
Ein operativer Eingriff ist daher die gängigere Methode zur Therapie des Nystagmus. Die im Folgenden genannten beiden Eingriffe werden am häufigsten vorgenommen, um ein Augenzittern zu behandeln:
Das eine Verfahren dient dazu, die Intensität des Augenzitterns zu reduzieren. Dies erfolgt entweder durch eine Operation an den Augenmuskeln oder durch die Injektion von Botox, einem stark wirkenden Nervengift.
Ein anderes Verfahren besteht darin, mögliche Kompensationsmechanismen der Betroffenen zu verstärken. Zur Erklärung: Der Patient entwickelt oft Maßnahmen – zum Beispiel eine Veränderung der Kopfhaltung –, um die Symptome des Nystagmus zu mindern. Bei manchen Betroffenen verbessert sich das Zittern beispielsweise im Seitenblick. Ziel der Operation ist es, diese Kompensationsmechanismen zu unterstützen. Bei dem Eingriff werden die Augen verschoben, damit das Zittern der Augen beim Geradeausblicken ausbleibt. Diese Methode nennt sich Parallelverschiebung nach Kestenbaum.
Auf einen Blick: Das Wichtigste in Kürze
- Als Nystagmus wird die unwillkürliche, meist horizontale Bewegung der Augen bezeichnet; der Betroffene kann sie weder kontrollieren noch stoppen. Es lassen sich verschiedene Formen des Augenzitterns unterscheiden.
- In der Umgangssprache bezeichnet man den Nystagmus auch als Augenzittern: Dieser Begriff beschreibt das Hauptsymptom treffend, denn die Augen zittern hin und her. Dies schränkt die Sehkraft ein; zudem ist Schwindel ein verbreitetes Begleitsymptom.
- Nicht alle Ursachen sind bekannt. Manche Formen des Nystagmus sind vererbbar, andere werden durch Krankheiten, etwa einen Albinismus, hervorgerufen.
- Das Augenzittern wird meist mit einem operativen Eingriff behandelt. Auch Medikamente können helfen, diese sind allerdings umstritten.