Schadet Fernsehen den Augen? Mythen und Fakten im Check
Vom vielen Fernsehen bekommt man viereckige Augen. Das erzählen Eltern ihren Kindern gerne zur Abschreckung. Doch was ist dran an diesem Spruch? Hat er zumindest insofern einen wahren Kern, als Fernsehen wirklich schädlich für die Augen ist? Wir gehen dem auf den Grund und erklären, wie gut die Augen Computer und Fernsehen tatsächlich vertragen.
Inhaltsverzeichnis
Mythos Nr. 1: Ist zu viel Fernsehen schlecht für die Augen?
Eines zur Beruhigung vorweg: Selbst wer Tag und Nacht vor dem Fernseher sitzt, wird niemals viereckige Augen bekommen. Dass die Augen trocken werden und beginnen zu brennen, wenn man ständig auf den Bildschirm schaut, ist allerdings durchaus möglich: Das hängt damit zusammen, dass man beim Fernsehen seltener blinzelt und die Tränenflüssigkeit deshalb schlechter auf der Hornhaut verteilt wird. Laut dem Bundesverband der Augenärzte Deutschlands stellt das jedoch nur für solche Menschen ein Problem dar, die ohnehin schon zu trockenen Augen neigen. Gesunde Augen mit intaktem Tränenfilm halten selbst andauerndem Fernsehkonsum stand. Müde Augen erholen sich später im Schlaf – der zumindest sollte also schon gegeben sein.
Schadet Fernsehen also generell den Augen? Diese Frage kann mit „Nein“ beantwortet werden. Schlechte Augen bekommt man vom Fernsehen im Normalfall nicht (Ausnahme bilden hier lediglich sehr junge Kinder, siehe Mythos 3): Es lässt lediglich bestehende Augenprobleme deutlicher zutage treten, weil die Augen sich vor dem Bildschirm mehr anstrengen müssen und schneller ermüden.
Mythos Nr. 2: Verdirbt man sich die Augen, wenn man zu nah am Fernseher sitzt?
Ähnlich verhält es sich auch mit dieser elterlichen Mahnung, für die Augenärzte Entwarnung geben. Zu große Nähe zum Bildschirm verursacht keine bleibenden Augenschäden. Wer allerdings nah am Bildschirm sitzen muss, um das Bild scharf sehen zu können, sollte seine Augen untersuchen lassen, da dies auf eine Kurzsichtigkeit hindeutet. Auch in diesem Fall schadet das Fernsehen den Augen also nicht, sondern offenbart lediglich bereits bestehende Sehschwächen.
Doch auch wenn sie sich immer wieder erholen, sollte man seine Augen dennoch nicht unnötig belasten. Schließlich soll Fernsehen entspannen und nicht anstrengen. So wird bei alten Fernsehgeräten mit geringer Auflösung empfohlen, nicht zu nah vorm Bildschirm zu sitzen, um die Augen durch die schlechte Bildqualität nicht zu sehr anzustrengen. Bei neuen, hochauflösenden Displays gilt folgende Faustregel für den Bildschirmabstand: Bildschirmdiagonale in Zentimeter x 2,1 ergibt den empfohlenen Mindestabstand zum Fernseher, ebenfalls in Zentimeter. Die Unterkante des Geräts sollte sich dabei auf Augenhöhe befinden. Und auch die Lichtverhältnisse im Raum sollten an den Bildschirm angepasst sein. Schon ein dezentes, indirektes Licht beim Fernsehen entlastet die Augen.
Mythos 3: Verderben Kinder ihre Augen mit Computer, Handy & Co.?
Kinderaugen befinden sich noch in der Entwicklung. Das visuelle System baut sich nach und nach auf und braucht deshalb die Abwechslung zwischen Nah- und Fernsicht, um das Sehen aus verschiedenen Entfernungen zu schulen. Verbringen Kinder ihre Zeit hauptsächlich vor Fernseh-, PC- und Smartphone-Bildschirmen, ist diese Abwechslung nicht gegeben. Die Augen können das ferne Sehen nicht ausreichend trainieren und die Kinder entwickeln mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Kurzsichtigkeit. Wenn Eltern ihre Kinder also dazu animieren, im Freien zu spielen, statt an der Videokonsole zu hängen, ist das nicht unbegründet. Insbesondere, da Tageslicht das Augenwachstum hemmt: Kurzsichtigkeit entsteht nämlich in den meisten Fällen durch eine Überlänge des Augapfels – und schon eine Stunde Spielen im Freien verringert das Längenwachstum des Auges.
Abwechslung und Ruhepausen für die Augen sind gerade bei Kindern sehr wichtig. Dennoch gilt auch hier: Nicht generell Computer oder Fernsehen sind schlecht für die Augen, sondern vielmehr die „Blickmonotonie“. Das Starren auf den immer gleichen Bereich oder Gegenstand kann bei Kindern und Jugendlichen Kurzsichtigkeit verursachen. Und das gilt fürs Bücherlesen ebenso wie für das Spielen auf dem Smartphone. Zusätzlich neigen Kinder, die ihre Zeit ständig vor dem Fernseher oder Computer verbringen, dazu, weniger oft nach draußen zu gehen. Zu wenig Tageslicht begünstigt aber ebenso die Entstehung einer Kurzsichtigkeit.
Mythos 4: Werden die Augen durch Bildschirm-Arbeit ruiniert?
Jeder dritte Mensch, der täglich mehr als 3 Stunden am PC arbeitet, klagt über Augenbeschwerden. Wie ist das möglich, wenn die Augen von Computer, Fernseher und Co. angeblich nicht verdorben werden? Die Erklärung: Auch die üblichen Beschwerden von Büroarbeitern sind hauptsächlich auf die „Blickmonotonie“ zurückzuführen. Wenn das Auge ständig aus derselben Entfernung auf etwas blickt, wird der Ziliarmuskel der Augen einseitig belastet und kann verkrampfen. Die Folge daraus: Er kann sich nicht mehr so gut auf unterschiedliche Entfernungen einstellen – das scharfe Sehen in der Ferne fällt einem schwerer.
Viele klagen zudem über müde und trockene Augen am Bildschirm. Die Ursache dafür ist, dass bei der PC-Arbeit ebenso wie beim Fernsehen die Häufigkeit des Lidschlags abnimmt. Folglich wird das Auge nicht mit ausreichend Tränenflüssigkeit versorgt und in Verbindung mit trockener Raumluft kommt es dann zu brennenden Augen oder gar Bindehautreizungen. Was hilft? Das verraten wir im folgenden Abschnitt.
Augen schonen am PC-Monitor und anderen Bildschirmen– so geht’s
- Abwechslung: Alle 20 Minuten Bildschirmpausen einlegen und den Blick in die Ferne schweifen lassen, gerne auch den Raum verlassen. Tageslicht tut den Augen ebenfalls gut.
- Den Arbeitsbildschirm richtig aufstellen, sodass er kein Licht reflektiert, das die Augen blendet.
- Regelmäßiges Stoßlüften sorgt dafür, dass sich keine trockene Luft im Raum aufstaut, durch die Tränenflüssigkeit auf dem Auge schneller verdunstet.
- Wer zu trockenen Augen neigt, kann mit Augentropfen für zusätzliche Tränenflüssigkeit sorgen.
- Brillenträger sollten bei Beschwerden eine spezielle Computerbrille in Erwägung ziehen.
Zusammengefasst: Schadet Fernsehen den Augen?
- Entgegen elterlichen Warnungen ist das Fernsehen allgemein nicht schädlich für die Augen, kann jedoch bereits vorhandene Sehfehler zum Vorschein bringen oder sogar verstärken.
- Kinderaugen befinden sich allerdings noch in der Entwicklung und brauchen die ständige Abwechslung zwischen Nah- und Fernsicht. Das ist beim permanenten Starren auf den Monitor nicht gegeben.
- Menschen, die viel am PC arbeiten, haben oft Augenbeschwerden, weil ihren Augen die Abwechslung fehlt. Gezielte Maßnahmen helfen, die Augen zu schonen.