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Kurzsichtigkeit (Myopie)

Kurzsichtigkeit führt dazu, dass Betroffene Objekte in der Nähe scharf, weiter Entferntes jedoch verschwommen sehen. Im Folgenden erfahren Sie mehr über Kurzsichtigkeit: welche Symptome darauf hinweisen, welche Ursachen zugrunde liegen können und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Kurzsichtigkeit?

Die Kurzsichtigkeit, die auch fachsprachlich Myopie genannt wird, ist eine funktionale Beeinträchtigung der Augen, bei der in der Ferne befindliche Objekte unscharf oder verschwommen gesehen werden. Der Begriff leitet sich vom griechischen Myops ab, der „Blinzelgesicht“ bedeutet. Typisch für viele Kurzsichtige ist nämlich ein verstärktes Blinzeln, um weit Entferntes zumindest kurzzeitig besser erkennen zu können. Einer Studie der Gutenberg-Universität Mainz zufolge leiden etwa 35 Prozent der deutschen Bevölkerung an Kurzsichtigkeit.

Myopie: Eine Definition

Um zu verstehen, wie Myopie entsteht, hilft ein Vergleich: Wäre das Auge eine Kamera, würden Hornhaut (Cornea) und Augenlinse das Objektiv bilden und die Netzhaut (Retina) wäre die Filmebene. Das menschliche Auge ist in der Lage, seine Linsenbrechkraft anzupassen und so Objekte in unterschiedlichsten Entfernungen scharf darzustellen. Bei einem normalsichtigen Auge befindet sich der Brennpunkt des einfallenden Lichts genau auf der Netzhaut. Dadurch entsteht ein scharfes Bild. Bei einer Myopie hingegen ist die Entfernung von Hornhaut und Linse zur Netzhaut zu groß. Die Lichtstrahlen werden zu früh gebündelt, wodurch der Brennpunkt vor der Netzhaut liegt – das Gesehene bleibt unscharf.

Die Ausprägung der Kurzsichtigkeit wird in Dioptrien (dpt) angegeben, die Maßeinheit für die Brechkraft des Auges. Kurzsichtigkeit wird durch negative Werte beschrieben. Je höher die Dioptrie, desto stärker ausgeprägt ist die Fehlsichtigkeit: -1 dpt gilt als leicht, -5 dpt als stark kurzsichtig. Wie stark sich bereits eine leichte Vergrößerung der Entfernung zwischen Hornhaut und Linse zur Netzhaut auswirkt, verdeutlich ein Vergleich der Dioptrie-Werte. Vergrößert sich der Abstand um 1 Millimeter, liegt die Brechkraft des Auges bei -3 dpt.

Kurzsichtigkeit und die Symptome

Gegen Ende des Kindergartenalters sind die meisten Kinder noch normalsichtig. Erste Veränderungen machen sich meist zwischen dem 8. und dem 15. Lebensjahr bemerkbar. Aus diesem Grund spricht man auch von Schulmyopie. Je früher sie einsetzt, desto stärker ist die Kurzsichtigkeit später ausgeprägt.

Ein deutliches erstes Anzeichen für eine Fehlsichtigkeit ist das Zusammenkneifen der Augen beim Blick in die Ferne. Weitere Symptome sind:

  • Gesichter von Personen werden erst spät erkannt
  • Details verschwimmen: Äste und Blätter an Bäumen sind nur als grünes Ganzes erkennbar
  • Schilder im Straßenverkehr werden zu spät erkannt, vor allem bei Nachtfahrten
  • Kopfschmerzen treten während und nach Tätigkeiten auf, die Sehen in der Ferne erfordern

Machen sich genannte oder ähnliche Anzeichen für eine Kurzsichtigkeit bemerkbar, sollte man einen Augenarzt kontaktieren. Dieser führt dann einen Sehtest durch und überprüft die Sehschärfe.

Kurzsichtigkeit: die Ursachen

Bei der Myopie unterscheidet man krankheitsbedingte und nicht krankheitsbedingte Formen: Zur den nicht krankheitsbedingten Kurzsichtigkeit zählen Achsenmyopie und Brechungsmyopie. In der Regel ist immer nur eine dieser Formen für die Kurzsichtigkeit verantwortlich, nur in seltenen Fällen treten sie kombiniert auf.

Achsenmyopie

In den meisten Fällen ist ein zu langer Augapfel für die Fehlsichtigkeit verantwortlich. Der zu große Abstand von Hornhaut und Linse zur Netzhaut kann erblich oder durch Umwelteinflüsse bedingt sein. Sind beide Elternteile kurzsichtig, steigt die Wahrscheinlichkeit eines kurzsichtigen Kindes. Bei Frühgeburten ist die Wahrscheinlichkeit eines zu langen Augapfels ebenfalls erhöht. Eine aktuelle Studie der Gutenberg-Universität weist zudem auf einen Zusammenhang zwischen Bildung und Kurzsichtigkeit hin. Demnach nimmt die Fehlsichtigkeit mit höherer Bildung und längerer Schulzeit zu. Dies hat jedoch wahrscheinlich wenig mit dem Bildungsgrad an sich zu tun, sondern damit, dass stundenlange Naharbeit wie eben Lesen oder die Recherche am Computer zu einer Verschlechterung des Sehvermögens beitragen und zum akademischen Alltag gehören.

Brechungsmyopie

Bei einer Brechungsmyopie ist die Länge des Augapfels normal. Die Fehlsichtigkeit beruht auf einer zu starken Brechkraft der Augenlinse. Diese wird durch eine Verkrümmung der Hornhaut oder durch eine Trübung der Linse verursacht.

Arten von Kurzsichtigkeit

Bei Kurzsichtigkeit unterscheidet man zwischen der bereits erwähnten Schulmyopie, auch Myopia Simplex, und der degenerativen Myopie. Erstgenannte nimmt in der Regel ab dem 25. Lebensjahr nicht mehr zu. Der degenerativen oder auch maligne Myopie liegt eine deutliche Verformung der Augenrückseite zugrunde, die angeboren ist oder im frühen Kindesalter entsteht. Sie geht mit höheren Dioptrien-Werten von bis zu -20 dpt einher und wird als Augenkrankheit eingestuft.

Erkrankungen, die zu Kurzsichtigkeit führen

Kurzsichtigkeit kann auch eine sekundäre Erkrankung einer zugrunde liegenden Krankheit sein, zum Beispiel bei Diabetes. Weitere mögliche Ursachen sind eine Schwächung der Augenlinsen-Aufhängefasern, wie sie beim Marfan-Syndrom auftritt. Auch andere Syndrom-Erkrankungen begünstigen die Entstehung einer Kurzsichtigkeit – beispielsweise das Down-Syndrom. Im fortgeschrittenen Alter kann zudem der Kernstar, eine Form des Grauen Stars, zur Kurzsichtigkeit führen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Kurzsichtigkeit

Um die Ursache der Kurzsichtigkeit zu beheben, müsste in den meisten Fällen der zu lange Augapfel verkürzt werden. Da derartige Operationen ein zu großes Risiko bergen, erfolgt in der Regel eine optische Korrektur mit Brillen oder Kontaktlinsen. Inzwischen ist aber auch die operativ-optische Korrektion möglich.

Brille

Brillen mit Minusgläsern verlängern die Brennweite des Auges, wodurch Kurzsichtige auch weit Entferntes wieder scharf sehen. Zu den Vorteilen einer Brille gehören die gute optische Qualität und die Möglichkeit, Korrektionswerte schnell anzupassen. Letzteres ist besonders im Wachstumsalter wichtig, da die Stärke der Kurzsichtigkeit durch das Wachstum des Augapfels zunimmt.

Kontaktlinsen

Mithilfe von Kontaktlinsen wird die Brennweite des Auges ebenfalls verlängert. Zu ihren Vorteilen gehören, dass sie nicht beschlagen, die Bewegungsfreiheit nicht einschränken und das Sichtfeld nicht verkleinern. Kontaktlinsenträger sollten jedoch die vom Augenarzt empfohlene Tragezeit und die hygienischen Vorgaben beachten. Außerdem sollten regelmäßig Kontrolltermine eingehalten werden.

Orthokeratologie

Bei der sogenannten Orthokeratologie werden nachts formstabile, sauerstoffdurchlässige Linsen getragen. Sie führen zu einer temporären Abflachung der Hornhaut, sodass die Kurzsichtigkeit tagsüber ausgeglichen ist.

Refraktive Chirurgie

Die refraktive Chirurgie ermöglicht eine operativ-optische Korrektion. Dabei wird die Hornhaut mit dem Laser abgeflacht, um die Brennweite zu verlängern. Ein solcher Eingriff ist jedoch nur möglich, wenn die Kurzsichtigkeit nicht zu stark ausgeprägt ist. Alternativ kann eine Linse mit dem erforderlichen Korrektionswert oder – nach Entfernung der natürlichen Linse – eine künstliche Korrektionslinse in das Auge eingepflanzt werden.

Kurzsichtigkeit auf einen Blick

  • Symptome: Gegenstände in der Nähe werden scharf, weiter entfernte verschwommen wahrgenommen.
  • Ursachen: zu langer Augapfel, zu starke Brechkraft der Augenlinse, Verformung der Augenrückseite oder Folgeerscheinung anderer Erkrankungen
  • Therapie: optische oder operativ-optische Korrektion

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