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Arteriitis temporalis – Arterienerkrankung mit schwerwiegenden Folgen

Starke Kopfschmerzen und Schmerzen beim Kauen können viele Ursachen haben. Mitunter verbirgt sich eine schwerwiegende Erkrankung dahinter, die schlimmstenfalls zur Erblindung führt: die Arteriitis temporalis, auch Riesenzellarteriitis genannt. Die am häufigsten auftretende rheumatische Gefäßentzündung betrifft meist ältere Menschen. Nur eine umgehende Diagnose verhindert Folgeschäden. Erfahren Sie mehr über Symptome und Behandlungsmethoden.

Inhaltsverzeichnis

Die Rheuma-Erkrankung Riesenzellarteriitis

Die Riesenzellarteriitis gehört zu den rheumatischen Krankheiten. Sie ist auch unter der Bezeichnung Arteriitis temporalis, Morton horton und Arteriitis cranialis bekannt. Der noch heute weit verbreitete Begriff, für den die gleichnamige Arterie herhielt, gilt unter Medizinern jedoch als überholt. Grund hierfür ist, dass nicht bei allen Patienten die Arteriitis temporalis betroffen ist.

Die Krankheit geht auf eine Entzündung der Blutgefäße zurück und wirkt sich oftmals auf den gesamten Körper aus. Zellen der Immunabwehr verändern sich und verschmelzen miteinander zu Riesenzellen – eine Veränderung, die der Krankheit ihren heutigen Namen gibt. Vermehrt entzünden sich für Kopf und Gesicht zuständige Schlagadern. Wenn – wie es oft der Fall ist – auch die Schläfenarterie beeinträchtigt ist, wirkt sich dies auf die Sehkraft aus. Denn dann sind Sehnerven und Netzhaut nicht richtig durchblutet.

Riesenzellarteriitis ist die am häufigsten auftretende Form der Gefäßentzündung. Die Wahrscheinlichkeit, von ihr betroffen zu sein, nimmt mit dem Alter zu. Überwiegend leiden Menschen über 50 Jahre an Riesenzellarteriitis, wobei Frauen häufiger erkranken als Männer. Die Krankheit tritt mit einer Wahrscheinlichkeit von 35 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner über 50 Jahre auf und ist gut behandelbar. Voraussetzung ist allerdings, dass innerhalb kürzester Zeit nach Auftreten der ersten Symptome ein Arzt die Diagnose stellt und mit der Therapie beginnt.

Symptome des Morbus horton

Die Symptome der Riesenzellarteriitis beziehungsweise Arteriitis temporalis sind vielfältig. Erschwerend kommt hinzu, dass diese auch auf andere Krankheiten zutreffen. Am häufigsten klagen Betroffene über heftige Kopfschmerzen, die sich auf den Bereich der Schläfen konzentrieren und andauern. Stark ausgeprägt sind oftmals zugleich Beschwerden beim Kauen. Arteriitis temporalis äußerst sich zudem in vielen Fällen durch eine berührungsempfindliche Kopfhaut und Gesichtsschmerzen. Weitere Anzeichen sind Schmerzen beim Schlucken und an der Zunge. Als Randerscheinungen treten darüber hinaus Müdigkeit, Fieber und Gewichtsverlust auf.

Die Mehrheit der Betroffen klagt über Sehstörungen. Typisch ist eine plötzliche und starke Minderung der Sehstärke. Auch die Wahrnehmung von Doppelbildern stellt ein Symptom dar. Ein weiteres charakteristisches Signal ist das Auftreten sogenannter Cotton-wool-spots. Hierbei nehmen Erkrankte unscharf umrandete, „baumwollartige“ Flecken wahr. Auch ein totaler Verlust des Sehvermögens kommt vor.

Ursachen von Arteriitis cranialis

Was die Erkrankung auslöst, ist bislang nicht bekannt. Möglicherweise spielt eine erbliche Veranlagung eine Rolle. Ebenso scheinen zunehmendes Alter und Risikofaktoren wie Rauchen die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, an Riesenzellarteriitis zu erkranken. Einige Mediziner vermuten Viren oder Bakterien als Auslöser.

Vieles spricht für eine Autoimmunkrankheit. Anhänger dieser These gehen davon aus, dass die für die Immunabwehr zuständigen weißen Blutkörperchen nicht mehr zwischen fremd und körpereigen unterscheiden und das Gewebe der Blutgefäßwände angreifen. Betroffene Adern entzünden sich, schwellen an, verengen oder verschließen sich komplett. Organe werden nicht mehr oder nicht ausreichend mit Blut versorgt. Da häufig die Adern betroffen sind, die den Kopf versorgen, kommt es zu den Kopf- und Gesichtsschmerzen. Weil die Schläfenarterien für die Sehnerven zuständig sind, führt ihr Ausfall unbehandelt zur Erblindung.

Aussichtsreiche Behandlung

Erkennt ein Arzt die Riesenzellarteriitis frühzeitig, stehen die Chancen auf eine Heilung ohne Folgeschäden gut. Eine Behandlung lindert die Beschwerden in den meisten Fällen innerhalb kurzer Zeit. Dringend erforderlich ist daher, dass Betroffene bereits bei den ersten Symptomen sofort einen Arzt aufsuchen. Nur er ist in der Lage, die richtige Diagnose zu stellen und eine Therapie einzuleiten. Ist bereits eines oder sind beide Augen erblindet, ist die Sehbehinderung irreversibel. In diesem Fall kann keine Behandlung das Sehvermögen des Patienten wiederherstellen. Es sind nur wenige Ausnahmen bekannt, bei denen dies möglich war. Die Zeitspanne, in der eine Behandlung bleibende Schäden am Auge verhindert, reicht von einem Tag bis zu zwei Wochen nach dem erstmaligen Auftreten der Beschwerden.

Die Diagnose beruht unter anderem auf einer Schilderung der Beschwerden. Aufgrund der vielfältigen Symptomatik sind oftmals mehrere Untersuchungen notwendig. Neben den Symptomen liefern allgemeine Untersuchungen des Körpers und eine Überprüfung der Blutwerte weitere Anhaltspunkte. Weist das Blut auf Entzündungen hin, untersucht der Arzt mutmaßlich betroffene Gefäße mithilfe verschiedener Ultraschalltechniken. Insbesondere eine Duplexsonografie erhärtet den Verdacht auf Arteriitis temporalis. Auch ein Facharzt für Augenmedizin wird bei Augenbeschwerden hinzugezogen und liefert Befunde.

Die Behandlung stützt sich im Wesentlichen auf Kortisonpräparate, die der Arzt in hoher Dosis intravenös oder in Tablettenform verabreicht. Das Kortison hemmt die Entzündung und sorgt für ein Abschwellen der angegriffenen Gefäßwände. In der Regel schlägt die Behandlung mit Kortison rasch an. Die Beschwerden lassen nach, sodass der Arzt nach wenigen Wochen die Kortisonmenge reduziert. Bei Rückfällen erhöht er die Dosis wieder. Die Therapie dauert unter Umständen mehrere Jahre; der Regelfall sind zwei Jahre. Mitunter ist eine lebenslange Behandlung erforderlich.

In Kombination mit Kortison nehmen Patienten ein weiteres Medikament ein: den immunsuppressiven Wirkstoff Methodextrat. Dieser fährt das Immunsystem herunter und verhindert, dass die Blutkörperchen das Gewebe weiterhin angreifen. Hinsichtlich der Vorbeugung von Rückfällen erweist es sich am wirksamsten, denn eine erneute Erkrankung ist nicht auszuschließen. Daher sollten Menschen, die einmal an Riesenzellarteriitis erkrankten, regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen gehen.

Auf einen Blick

  • Arteriitis temporalis ist eine Gefäßentzündung, die unbehandelt schwerwiegende Folgen hat.
  • Starke Kopfschmerzen in der Schläfenregion sind eine häufiges Anzeichen der ansonsten heterogenen Symptomatik von Riesenzellarteriitis.
  • Die Ursachen für Morbus horton sind nicht geklärt.
  • Bei rechtzeitiger Diagnose stehen die Aussichten auf einen Behandlungserfolg sehr gut.

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