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Sehschärfe (Visus)

Die Sehschärfe – lateinisch Visus – gibt an, wie scharf die Sehorgane Muster und Konturen wahrnehmen können. Der genaue Wert wird mit einem Sehtest ermittelt. Im folgenden Artikel erläutern wir, warum der Visus in der Augenheilkunde so eine zentrale Rolle spielt.

In der Augenheilkunde stellt der Visus die wichtigste messbare Eigenschaft des Sehsinns dar. Dabei ist die Sehschärfe von den folgenden inneren und äußeren Faktoren abhängig:

  • Abbildungsqualität auf der Netzhaut (Retina)
  • Optisches Auflösungsvermögen
  • Optische Eigenschaften wie Kontrast, Farbe oder Helligkeit des gesehenen Objekts und von dessen Umgebung
  • Persönliche Erfahrungswerte und Fähigkeit, den Seheindruck zu beschreiben

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsqualität auf der Netzhaut

In der Augenheilkunde gibt der Begriff Refraktion an, wie gut die brechenden Medien des Auges – Hornhaut, Kammerwasser, Augenlinse und Glaskörper – die ins Auge einfallenden Lichtstrahlen bündeln und hierüber die visuellen Eindrücke auf der Netzhaut abbilden – und zwar im Zentrum des schärfsten Sehens, der Fovea centralis. Dort ist die Dichte der lichtempfindlichen Sinneszellen (auch Photorezeptoren genannt) am höchsten. Je mehr Photorezeptoren (Zapfen und Stäbchen) in der Fovea centralis funktionstüchtig sind, desto schärfer ist der Seheindruck und desto höher ist der Visus. Die Brechkraft des Auges wird in Dioptrien angegeben.

Optisches Auflösungsvermögen

Wie detailgenau das Auge ein Objekt überhaupt wahrnehmen kann, das auf der Netzhaut abgebildet wird, hängt vom individuellen Auflösungsvermögen des Augapfels ab.

Eigenschaften von gesehenem Objekt und Umgebung

Licht, Kontrast, Farbe und Helligkeit sind in höchstem Maße dafür bestimmend, wie leicht man die Form eines Objekts erkennt. Außerdem können bestimmte geometrische Formen vom Sehsinn besser wahrgenommen werden als andere.

Persönliche Erfahrungswerte und Beschreibungsfähigkeit

Individuelle Erfahrungen sind auch ein maßgeblicher Faktor dafür, wie schnell und deutlich man ein Objekt identifizieren kann. Denn je häufiger man bestimmte Objekte gesehen hat, desto schneller kann man diese in der Regel auch erkennen. Außerdem spielt bei der Messung des Visus die Fähigkeit eine Rolle, den Seheindruck angemessen beschreiben zu können.

Wie wird die Sehschärfe bestimmt?

Der Visus gibt nicht nur an, wie scharf ein Mensch sieht. Er ist auch im juristischen Bereich von hoher Bedeutung, zum Beispiel, wenn es um die Tauglichkeit geht, Fahrzeuge, Flugzeuge oder bestimmte Maschinen zu führen. Aus diesem Grund ist es eine der wichtigsten Aufgaben der Augenheilkunde, den Visus genau zu messen und mittels Sehhilfen und anderen Maßnahmen zu verbessern.

Um den Visus zu messen, benötigt man eine Sehtafel mit DIN-genormten Sehzeichen. Die kleinsten Zeichen, die man beim Sehtest gerade noch auf der Sehtafel erkennen kann, legen den Wert der Sehschärfe eines Menschen fest. Kann jemand aus einer Distanz von 5 Metern ein Standard-C (auch Landoltring genannt) mit einer Lückenbreite von 1,5 Millimetern auf der Sehtafel gerade noch erkennen, dann hat er nach DIN einen Visus von 1,0. Dieser Wert kommt bei normalsichtigen Menschen häufig vor. Zum Vergleich: Den Sehtest für den Führerschein hat man bereits bestanden, wenn man aus 5 Metern Entfernung das Standard-C mit 2,1 Millimeter Lückenbreite noch erkennen kann. Dies entspricht einer Sehschärfe von 0,7. Wer einen Visus von weniger als 0,3 hat, gilt in Deutschland als sehbehindert, denn man kann keine normale Schrift mehr in der Zeitung lesen, sondern nur noch die großen Überschriften entziffern. Im Regelfall bezuschussen Krankenkassen erst ab einem Visus von 0,3 oder weniger den Kauf einer Sehhilfe.

Gelegentlich wird ein Visus von 1,0 auch als 100-prozentige Sehschärfe bezeichnet. 100 Prozent Sehschärfe entsprechen jedoch durchaus nicht dem maximalen Visus eines Menschen. Viele junge Menschen erzielen beim Sehtest einen Sehschärfewert von etwa 1,6, was einer Sehschärfe von 160 Prozent entspricht. Bei einem Sehtest wird der Visus zunächst ohne Korrektur, das heißt ohne Sehhilfe, gemessen. Erreicht man hierbei keine 100 Prozent, prüft der Augenoptiker, ob mit einer Sehhilfe die Fehlsichtigkeit ausgeglichen und 100 Prozent Sehschärfe erreicht werden können. Ist dies nicht der Fall, wird in der Regel auf organische Ursachen geprüft und es werden entsprechende Therapieansätze erörtert. Zum Beispiel ist der Visus ein bedeutender Faktor in der Verlaufskontrolle einer Makuladegeneration oder bei einem Grauen Star (Katarakt).

  • Visus ist der lateinische Begriff für die Sehschärfe, die auch als Sehstärke bezeichnet wird
  • Mithilfe des Visus wird die Fähigkeit des Auges bestimmt, Muster und Konturen scharf zu erkennen
  • Der Visus ist über einen Sehtests messbar
  • Dem Visus kommt bei vielen rechtlichen Vorschriften und Auswahlbedingungen Bedeutung zu

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