Polycarbonat für bruchsichere und leichte Gläser
Polycarbonat-Brillengläser verbessern den Tragekomfort, denn sie sind leicht und robust. Hinsichtlich der Bruchsicherheit sind sie sogar unschlagbar. Aus diesem Grund eignen sie sich für Sport- und Arbeitsbrillen sowie für Kinderbrillen. Erfahren Sie mehr über die Polycarbonat-Gläser und ihre Einsatzbereiche.
Inhaltsverzeichnis
Polycarbonat – Entdeckung für die Brillenglasherstellung
Die Erfolgsgeschichte dieses Brillenmaterials beginnt in den 1950er-Jahren. Zu dieser Zeit beabsichtigte der für die Farbfabriken der Firma Bayer arbeitende Chemiker Hermann Schnell die Entwicklung eines leistungsfähigeren Kunststoffes. 1953 gelang ihm erstmals die Herstellung von Polycarbonat. 1958 begann die industrielle Produktion im großen Stil. Seitdem schätzen gerade spitzentechnologische Branchen diesen Werkstoff. Der Grund hierfür liegt in seiner hohen Beständigkeit. Sicherheitsverglasungen, Schutzhelme, medizintechnische Geräte sowie die Ausstattung von Labors können aus Polycarbonat gefertigt werden. Seit den 1970er-Jahren wird Polycarbonat für die Brillenglasherstellung verwendet.
Vorzüge eines besonderen Kunststoffs für Brillengläser
Polycarbonat gehört zu den Duroplast-Kunststoffen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich nach ihrer Aushärtung nicht mehr verformen. Daher lassen sich mit ihnen sehr harte und stoßfeste Polymerwerkstoffe erschaffen. Bei der Brillenglasherstellung findet das Spritzgussverfahren Anwendung. Unter hohem Druck wird das geschmolzene Polycarbonat in die gewünschte Linsenform gepresst.
Es entstehen äußerst bruchsichere Kunststoff-Brillengläser. Was generell eine Eigenschaft von Kunststoffgläsern ist, ist bei Polycarbonat zur Reife gebracht, denn es weist elastische Merkmale auf, was die Belastbarkeit erhöht. Dadurch können ihm Stöße wenig anhaben. Kommt es dennoch einmal zum Bruch, splittern die Gläser nicht. Dies verringert das Risiko einer Verletzung. Darum sind Gläser aus Polycarbonat eine ideale Wahl bei Kinderbrillen, Sportbrillen und Arbeitsschutzbrillen.
Ein Polycarbonat-Glas überzeugt außerdem durch sein geringes Eigengewicht. Im Vergleich dazu wiegen Brillengläser aus mineralischem Glas nahezu das Doppelte. Die chemische Zusammensetzung von Polycarbonat ermöglicht generell Gläser, die noch leichter sind als solche aus anderen Kunststoffen, zum Beispiel CR-39-Gläser. Auch die lichtbrechenden Eigenschaften von Polycarbonat ermöglichen ein besonders geringes Gewicht. Je höher nämlich der Brechungsindex eines Brillenglases, desto dünner können die Gläser geschliffen werden – und mit einem Index von 1,60 weisen Polycarbonat-Gläser einen guten Brechungswert auf. Selbst bei hohen Dioptrienwerten erhalten Brillenträger vergleichsweise dünne und leichte Gläser. Bei anderen Materialien fallen gerade bei Kurzsichtigkeit die Glasränder deutlich dicker aus und sind in der ästhetischen Wahrnehmung für viele Brillenträger unattraktiv.
Zudem ist Polycarbonat gut einfärbbar. Dieser Umstand prädestiniert es für getönte Sonnenbrillengläser. Eine breite Farbpalette und verschiedene Tönungsintensitäten lassen sich im Tauchverfahren umsetzen. Auch UV-Strahlen absorbieren Polycarbonat-Gläser gut, weswegen sie sich hervorragend als UV-Schutz eignen.
Darüber hinaus sind sämtliche Glasveredelungen denkbar, die den Komfort einer Brille erhöhen. Entspiegelungen gelingen bei der Brillenglasherstellung hervorragend. Ebenso sind Polarisationsfolien als Schutz vor blendender Sonne, Anti-Fog-Beschichtungen und weitere Beschichtungen umsetzbar.
Polycarbonat-Brillengläser: Mögliche Nachteile
Die optischen Eigenschaften von Polycarbonat-Gläsern stellen nicht das Nonplusultra dar. Dies liegt größtenteils an der lichtstreuenden Eigenschaft des Kunststoffes. Diese Eigenschaft wird als Abbe-Zahl angegeben; mit einem Wert von 30 verfügen Polycarbonat-Brillengläser über eine niedrige Abbe-Zahl. Je kleiner die Abbe-Zahl desto mehr Farbstreuungen. Sie entstehen, wenn Licht auf die Glasoberfläche trifft, gebrochen und in sein Farbspektrum aufgespalten wird. In den Randbereichen eines Glases führt dies zu Farbsäumen. Doch nicht immer treten diese Abbildungsfehler auf. Viel hängt von der Herstellung ab – und von der Gewohnheit des Brillenträgers.
Der Brechungsindex von 1,60 ermöglicht die Anfertigung hochwertiger Sehhilfen, deren Gläser wesentlich dünner sind als Brillengläser aus mineralischem Glas oder CR-39-Gläser. Mit diesem Wert liegt Polycarbonat im Mittelfeld und eignet sich zur Korrektur von Sehschwächen von +/- 2 bis +/- 4 Dioptrien. Bei höheren Dioptrienwerten sind Brillenträger mit anderen Kunststoffen wie M7 (Brechungsindex: 1,67) und MR174 (Brechungsindex: 1,74) besser beraten. Diese reduzieren noch einmal deutlich das Brillengewicht und sind in ästhetischer Hinsicht von Vorteil.
Zwar ist Polycarbonat fester als andere Kunststoffe. Wie jedes organische Glas weist er jedoch eine relativ geringe Oberflächenhärte auf. Polycarbonat-Gläser sind also kratzempfindlich. Eine spezielle Versiegelung erhöht die Kratzfestigkeit, verschafft aber nur bedingt Abhilfe.
Auf einen Blick:
- Polycarbonat-Gläser sind leicht und äußerst bruchsicher.
- Gerade für Sportbrillen, Sehhilfen für Kinder und den Arbeitsschutz eignen sie sich gut.
- Bei Polycarbonat-Gläsern können störende Farbstreuungen auftreten.