Kontaktlinsen: eine Frage des Materials
Die Entscheidung, von einer Brille auf Kontaktlinsen umzusteigen, kann viele Gründe haben. Vielleicht passt eine Brille nicht mehr zum persönlichen Look, bietet im Alltag nicht den optimalen Tragekomfort oder ist aufgrund einer spezifischen Sehschwäche die ungünstigere Wahl. Ganz gleich, ob Sie sich aufgrund ästhetischer Erwägungen, praktischer oder medizinischer Gründe für Kontaktlinsen entscheiden: Es gibt viele Arten von Kontaktlinsen-Materialien und Funktionsbandbreite erhältlich.
Inhaltsverzeichnis
Welche Ansprüche müssen die Kontaktlinsen-Materialien erfüllen?
Egal, ob hart oder weich: Die Oberfläche einer Kontaktlinse muss stets benetzbar (hydrophil) sein, um sich mit dem Tränenfilm zu verbinden und ohne Reibung auf der Hornhaut gleiten zu können. Weiterhin ist die Sauerstoffdurchlässigkeit unabdingbar: Bei Sauerstoffmangel kann die Hornhaut des Auges anschwellen und geschädigt werden. Der Durchlässigkeitswert einer Kontaktlinse wird in der Einheit Dk/t angegeben: Je höher dieser Wert, desto sauerstoffdurchlässiger ist die Linse. Als Mindestwert für eine tagsüber getragene weiche Linse werden 20 Dk/t empfohlen. Weiterhin sind die Resistenz gegen Austrocknung, Ablagerungen und Haltbarkeit des Materials ein wichtiges Kriterium für Qualität und Eignung einer Kontaktlinse.
Was muss ich bei der Wahl einer Kontaktlinse beachten?
Grundsätzlich wird zwischen formstabilen, sogenannten „harten“ Kontaktlinsen und weichen Linsen unterschieden. Diese Linsen unterscheiden sich in ihren Materialien und auch in ihrem Format und sind so jeweils für unterschiedliche Tragesituationen und medizinische Rahmenbedingungen geeignet.
Was sind formstabile oder „harte“ Kontaktlinsen?
Formstabile Kontaktlinsen sind in der Produktentwicklung die unmittelbaren Nachfolger der frühen Glas- und Plexiglas-Linsen. 1976 kamen die ersten sauerstoffdurchlässigen, formstabilen RGP-Kontaktlinsen (rigid gas permeable) in den Handel. Moderne harte Linsen werden aus stabilen, aber gasdurchlässigen Kontaktlinsen-Materialien wie reinem Silikon oder Fluorkarbon hergestellt. Der Sauerstofftransport zum Auge führt durch die Linse hindurch, das Material enthält kein Wasser. Das macht die Kontaktlinsen sehr stabil, allerdings können sie mit längerem Gebrauch verformen und bergen dann ein gewisses Verletzungsrisiko fürs Auge. Harte Kontaktlinsen sind relativ klein und bedecken hauptsächlich die Pupille. Gebräuchliche Materialien für formstabile Linsen sind:
- Siflufocon
- Tisilfocon
- Tolofocon
Welche „weichen“ Kontaktlinsen gibt es?
1971 waren mit dem Material Poly-HEMA die ersten weichen Kontaktlinsen auf dem Markt. Sie passen sich flexibel der Form der Hornhaut an, sind etwas größer und fallen nach kurzer Zeit im Auge kaum noch als Fremdkörper auf. Je trockener das Auge, desto weicher sollte die Linse sein. Je wasserhaltiger und damit durchlässiger die Linse jedoch ist, desto mehr leidet der Tragekomfort. Durch die Zerbrechlichkeit oder besser Rissigkeit von zu weichem Material kann es zur mechanischen Reizung und Austrocknung des Auges kommen.
Was sind Hydrogellinsen?
Als praktische Lösung wurden weiche Hydrogellinsen aus Polymacon entwickelt. Bei den darin verarbeiteten Blockpolymeren werden hydrophile und hydrophobe Materialien gemischt. Gängige Materialkennungen enthalten das Suffix „-filcon“, beispielsweise sind das:
- Bioxifilcon
- Ocufilcon
- Omafilcon
- Hioxifilcon
- Methafilcon
Die Sauerstoffzufuhr erfolgt über den Wasseranteil der Linse. Weiche Linsen mit einem sehr hohen Wassergehalt eignen sich für das Tragen während des Tages. Sie sind aber für sehr lange Tragezeiten, über Nacht und sehr trockene Augen nicht optimal.
Was sind Silikonhydrogellinsen?
Der hohe Wassergehalt der Hydrogellinsen sorgte zwar für hohen Tragekomfort, aber auch mangelnde Haltbarkeit. Doch die Forschung schritt voran: 1999 wurde das Material Silikonhydrogel eingeführt. Durch die Mischung von hydrophilem gasdichtem Polymer und höchst sauerstoffdurchlässigem, hydrophobem Silikonpolymer stieg die Sauerstoffdurchlässigkeit der Linsen um das bis zu Zehnfache an. Silikonhydrogellinsen eignen sich für lange Tragzeiten von 14 Stunden und passen sich dem Auge besonders gut an, sollten aber möglichst nicht nachts getragen werden, da im Schlaf weniger Tränenflüssigkeit produziert wird. Silikonhydrogel gilt derzeit als das modernste Kontaktlinsen-Material. Allerdings ist die Linse etwas steifer und anfälliger für Beschädigungen. Silikonhydrogellinsen punkten mit einem D/kt-Wert von oft 100 und mehr. Gängige Produkte sind zum Beispiel:
- Aerofilcon
- Balafilcon
- Comfilcon
- Filcon
- Silicone
- Hydrogel Polymer
- Lotrafilcon
- Narafilcon
- Stenfilcon
- Unifilcon
Eine neue Produktsparte sind hyaluronhaltige Kontaktlinsen mit besonders feuchtigkeitsbindenden Eigenschaften, die das Auge durch Nachbenetzen vor dem Austrocknen schützen.
Wie sehen neue Entwicklungen im Bereich der Kontaktlinsen aus?
Die Kontaktlinsen der Zukunft, die Hybridlinsen, kombinieren die Vorteile formstabiler Linsen mit dem Tragekomfort weicher Linsen: Der Kern der Kontaktlinse ist fest und sauerstoffdurchlässig, der Mantel weich. Erwähnenswert sind auch biokompatible Kontaktlinsen: Deren Moleküle ziehen Wasser an und binden es an der Oberfläche der Linse.
Fazit: Kontaktlinsen-Materialien: Vor- und Nachteile von weichen und formstabilen Kontaktlinsen
Lassen Sie sich beim Umstieg von der Brille auf Kontaktlinsen von einem Experten beraten. Eine allgemeine Empfehlung für die perfekte Kontaktlinse gibt es nicht: Vorteile des einen Linsentyps können sich für das individuelle Auge als Nachteil erweisen.
Formstabile Linsen
Pro:
- Bei guter Pflege langlebig
- Bei manchen Sehschwächen vorteilhafter als Brille
- Gute Sauerstoffversorgung des Auges
Kontra:
- Teurer in der Anschaffung
- Relativ lange Eingewöhnungszeit, bis das Auge sich an „Fremdkörper“ gewöhnt hat
- Bei Verformung Verletzungsgefahr fürs Auge
- Sehr klein, etwas schwieriger in der Handhabung
Weiche Linsen
Pro:
- Preiswerter als harte Linsen
- Werden vom Auge rasch akzeptiert
- Längere Tragezeiten möglich
- Schützen das Auge durch größeres Format vor Umweltverhältnissen
- Kostengünstiger bei sporadischem Tragen (z. B. beim Sport als Alternative zur Brille)
- Silikonhydrogel zeigt hohe Dk/t-Werte
Kontra:
- Feuchtigkeitshaushalt schwankt bei Klimaanlage, Bildschirmarbeit
- Hydrogel-Linsen sind weniger sauerstoffdurchlässig als Silikonhydrogel
- Silikonhydrogel-Linsen sind steifer und anfälliger für Beschädigung