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Austauschkontaktlinsen: Komfortabel und hygienisch

Seit Ende der 1980er-Jahre gibt es Austauschlinsen, die nach einigen Wochen, einem Monat oder auch nur einem Tag gegen ein neues Paar zu tauschen sind. Lesen Sie hier, was die Vor- und Nachteile solcher Modelle sind.

Inhaltsverzeichnis

Regelmäßiger Wechsel für mehr Hygiene

Als 1988 die ersten Austauschkontaktlinsen auf den Markt kamen, war das eine kleine Revolution. Wer zuvor auf seine Brille verzichten wollte, benötigte individuell gefertigte Kontaktlinsen. Für diese vermaß der Optiker das Auge, der Hersteller fertigte die Linsen genau nach diesen Werten an. Die Fertigung dauerte nicht nur einige Zeit, sie war auch teuer. Meistens trug man die Kontaktlinsen mehrere Monate oder sogar Jahre, bis man ein neues Paar benötigte.

Bei den Austauschlinsen ist das anders: Sie werden in einem festgelegten Intervall gegen ein neues Paar ausgewechselt. Die erste Austauschkontaktlinse auf dem Markt, die Acuvue von Vistakon (heute Johnson & Johnson), konnte man beispielsweise eine Woche lang jeden Tag einsetzen, bevor man sie austauschen musste. Der regelmäßige Wechsel hat einen großen Vorteil: Wer in kurzen Zeitabständen ein neues Paar Linsen verwendet, verringert die Wahrscheinlichkeit, dass sich Keime oder Ablagerungen auf der Linse festsetzen.

Die Produktion von Austauschkontaktlinsen wurde möglich, weil die Hersteller neue Fertigungsverfahren entwickelten, mit denen viele Kontaktlinsen gleicher Stärke und Qualität auf einmal produziert werden konnten. Aufwendige Handarbeit war nicht mehr notwendig. Allerdings haben die neuen Verfahren auch einen Nachteil. Da die Linsen standardisiert sind, sind sie nur für eine eingeschränkte Zahl an Parameterwerten erhältlich. Während es bei den Stärken eine relativ große Auswahl gibt, bieten die Hersteller höchstens einen oder zwei Werte für Basiskurve und Durchmesser an. Eine Austauschkontaktlinse ist daher immer ein Kompromiss: Sie sitzt nie so gut wie eine individuell gefertigte Kontaktlinse, die genau auf die Hornhaut und die individuellen Parameter abgestimmt ist.

1 Tag, 14 Tage, 30 Tage: Diese Linsen gibt es

Nach der ersten Austauschkontaktlinse von Vistakon folgten weitere Kontaktlinsenmarken mit weichen Zwei-Wochen- oder Monatslinsen. 1995 brachte Johnson & Johnson eine Linse mit einem sehr kurzen Austauschrhythmus heraus: Die 1-Day Acuvue war die erste Tageslinse der Welt. Sie macht Kontaktlinsenflüssigkeit und Kontaktlinsenbehälter überflüssig, weil man sie nach einmaligem Tragen wegwirft. Tageslinsen gelten deshalb als sehr hygienisch. Auch das Problem von Ablagerungen wie Proteinen aus der Tränenflüssigkeit, Keimen oder Pollen haben sie nicht. Sie eignen sich deshalb vor allem für Gelegenheitsträger, Heuschnupfengeplagte und Wassersportler.

Mitte der 1990er-Jahre gab es weitere Neuerungen. Ciba Vision (heute Alcon) und Wesley-Jessen verkauften zum ersten Mal torische KontaktlinsenBausch + Lomb brachte die ersten Multifokallinsen heraus. Menschen mit Hornhautverkrümmung oder Presbyopie mussten nun nicht mehr auf teure Spezialanfertigungen ausweichen, sondern konnten ebenfalls die Vorteile weicher Austauschlinsen genießen.

Neues Material für bessere Sauerstoffdurchlässigkeit

Austauschkontaktlinsen bestanden bis Ende der 1990er-Jahre hauptsächlich aus dem Material Hydrogel. Dieses gilt als sehr angenehm für das Auge, ist aber nur begrenzt sauerstoffdurchlässig. 1999 brachten Bausch + Lomb und Ciba Vision ein neues Material auf den Markt. Silikonhydrogel-Kontaktlinsen sind deutlich sauerstoffdurchlässiger als ihre Vorgänger und steigerten den Tragekomfort der 2-Wochen- oder Monatslinsen. Zudem ermöglichten sie eine neue Kontaktlinsengattung: Linsen wie Air Optix Night & Day oder PureVision 2 HD dürfen nach Rücksprache mit dem Optiker auch über Nacht im Auge verbleiben – bis zu 30 Tage lang.

Bei Tageslinsen setzten die Hersteller lange auf das herkömmliche Material. Erst 2009 brachte Johnson & Johnson mit den 1-Day Acuvue TruEye die erste Tageslinse aus Silikonhydrogel auf den Markt. Weitere Hersteller folgten, sodass heute auch die Nutzer von Einmalkontaktlinsen von dem innovativen Kontaktlinsenmaterial profitieren.

Auf das Jahr gerechnet teuer

Maßgefertigte Kontaktlinsen kosten aufgrund der individuellen Anpassung bei der Erstanschaffung deutlich mehr als ein Päckchen Austauschkontaktlinsen. Je nach Fehlsichtigkeit muss man mit Kosten zwischen 100 und 200 Euro rechnen. Auf das Jahr hochgerechnet sind die individuellen Linsen jedoch oft günstiger. Vor allem, wenn man täglich frische Tageslinsen verwendet, geht das ins Geld.

Austauschlinsen sind dafür klar im Vorteil, wenn eine Linse vorzeitig kaputtgeht oder verloren geht. Bei individuellen Linsen ist der Ersatz nicht nur teuer, sondern man muss auch warten, bis er angefertigt ist. Austauschkontaktlinsen erhält man sofort oder innerhalb weniger Tage beim Optiker – eine Neuanpassung ist nicht nötig, da die Linsen standardisiert sind.

Anpassung beim Optiker notwendig

Auch wenn Austauschkontaktlinsen nicht individuell gefertigt werden, sollte man sie professionell anpassen lassen. Wer das erste Mal Kontaktlinsen kauft oder die Marke wechselt, sollte dies in Absprache mit einem Optiker tun. Brillenwerte lassen sich nicht eins zu eins auf Kontaktlinsen übertragen. Zudem werden weitere Werte benötigt, beispielsweise der Durchmesser der Hornhaut. Passt die Kontaktlinse nicht richtig, kann sie das Auge schädigen. Der Optiker vermisst die Hornhaut und ermittelt die richtige Stärke. Er weiß außerdem, welche Kontaktlinsenart und welches Material sich jeweils am besten eignen. Neulingen zeigt er, wie sie ihre Kontaktlinsen richtig einsetzen und reinigen.

Kontaktlinsenhygiene ist auch bei Austauschlinsen wichtig. Einzige Ausnahme sind Tageslinsen, da man diese nach dem Tragen entsorgt. Sauberkeit ist oberstes Gebot. Bevor man die Linsen anfasst, sollte man sich die Hände sorgfältig waschen. Speichel und Leitungswasser haben an der Linse übrigens nichts zu suchen. Zum Reinigen und Desinfizieren eignet sich Kontaktlinsenflüssigkeit für weiche Kontaktlinsen, zum Abspülen benutzt man eine Kombilösung oder Kochsalzlösung.

Austauschkontaktlinsen im Überblick

  • Austauschlinsen sind standardisierte Linsen, die man regelmäßig wechselt.
  • Es gibt sie als Tages-, Zwei-Wochen- oder Monatslinsen.
  • Auch Austauschkontaktlinsen sollte man vom Optiker anpassen lassen.

Quellen

Lee Riegel: A History of Contact Lens Innovation (erschienen in Contact Lens Spectrum, Ausgabe September 2007)
Judith Zagolla: Austauschlinsen vs. individuelle (erschienen bei Ophthalmologie Concept am 22. März 2014)

Bild-Quelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/hand-vertikaler-schuss-kontaktlinsen-5843438/

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