Gleitsichtkontaktlinsen: Gute Sicht auch im Alter
Dieser Fehlsichtigkeit entgeht niemand: Im Alter werden wir alle weitsichtig. Diese sogenannte Alterssichtigkeit kann man nicht nur mit Lese- oder Gleitsichtbrille korrigieren. Auch eine Vielzahl von Gleitsichtkontaktlinsen ist mittlerweile erhältlich. Dieser Artikel erklärt, welche Varianten es gibt und wie sie funktionieren.
Inhaltsverzeichnis
Alterssichtigkeit trifft jeden
Alterssichtigkeit (Presbyopie) ist ein Prozess des Körpers, der etwa ab dem 40. Lebensjahr jeden ereilt. Die Augenlinse, die eine elementare Rolle beim Sehen spielt, wird mit der Zeit unelastischer. Dadurch funktioniert die sogenannte Akkommodation nicht mehr so gut. Die Folge: Auf nahe Entfernung sieht man unscharf. Man beginnt zum Beispiel damit, das Buch beim Lesen weiter entfernt von den Augen zu halten, weil die Buchstaben sonst verschwimmen. Die Akkommodation lässt bereits in jungen Jahren nach, wird aber erst im Erwachsenenalter zum Problem. Dabei trifft die Presbyopie nicht nur Leute, die bereits eine Fehlsichtigkeit haben, sondern auch Normalsichtige.
Je früher man Alterssichtigkeit behandelt, umso einfacher gewöhnt man sich an die verschriebene Sehhilfe. Wer Kontaktlinsen trägt, sollte je nach Linsentyp entweder alle 6 Monate (bei weichen Linsen) oder alle 12 Monate (bei harten Linsen) zur Kontrolle. So entdeckt der Augenarzt rechtzeitig, wenn die Alterssichtigkeit beginnt. Ist diese so stark, dass man sie korrigieren muss, ermittelt er einen neuen Brillenwert. Diesen findet man im Brillenpass unter dem Kürzel ADD, was für Additionswert steht. Der Wert ist die Differenz zwischen den Nah- und Fernwerten.
Bifokale Linsen
Bifokale Kontaktlinsen haben zwei voneinander getrennte Schärfebereiche. Streng genommen handelt es sich dabei also nicht um Gleitsichtkontaktlinsen, da der Wechsel zwischen den Sehbereichen abrupt erfolgt. Am Anfang kann es schwierig sein, sich an diesen Übergang zu gewöhnen. Im jeweiligen Schärfebereich bieten diese Linsen eine hohe Sehqualität.
Die zwei Sehbereiche sind übereinander oder in konzentrischen Kreisen angeordnet. Befinden sie sich übereinander, spricht man von einem segmentierten Design. Der Fernbereich ist etwas größer als der Nahbereich im unteren Abschnitt der Linse. Blickt man nach unten, um einen Gegenstand in geringer Entfernung anzuschauen, verschiebt sich die Linse nach oben, sodass man durch den Nahbereich schaut.
Multifokale Kontaktlinsen
Multifokallinsen haben mehrere Sehstärken, die in konzentrischen Kreisen angeordnet sind, die nahtlos ineinander übergehen. Meist gibt es einen Nah-, einen Zwischen- und einen Fernbereich. Ob sich der Nahbereich in der Mitte oder außen befindet, ist verschieden. Beim Sehen werden zwei Bilder auf die Netzhaut projiziert, ein scharfes und ein unscharfes. Das visuelle System sucht sich die bessere Abbildung heraus. Anders als bei bifokalen Linsen sieht man mit einer Multifokallinse in allen Blickrichtungen gleich gut. Die Linse verrutscht auf dem Auge nicht, es gibt keinen abrupten Übergang von Nah- zu Fernbereich. Allerdings ist das Sehen mit diesen Linsen anfangs gewöhnungsbedürftig.
Monovision
Bei der Monovision kommen keine speziellen Gleitsichtkontaktlinsen zum Einsatz. Stattdessen wird ein Auge mit einer Kontaktlinse für die Ferne eingestellt, das andere für die Nähe. Je nach Schärfebereich liefert ein Auge beim Sehen ein scharfes, das andere ein unscharfes Bild. Letzteres wird vom visuellen System unterdrückt. Auch das ist gewöhnungsbedürftig. Monovision schränkt das räumliche Sehen ein, vor allem in der Ferne. Zudem kann es passieren, dass man doppelt sieht. Vorteilhaft ist die große Auswahl an Kontaktlinsen, da man normale sphärische oder torische Linsen nutzt. Oft empfiehlt sich eine Mischform der Monovision. Dann wird zum Beispiel ein Auge mit einer normalen Ein-Stärken-Linse versorgt, das andere mit einer Gleitsichtkontaktlinse.
Normale Kontaktlinsen und Brille
Wer mit den zuvor genannten Linsen nicht zurechtkommt, kann eine Kurz- oder Weitsichtigkeit mit sphärischen Kontaktlinsen und die Alterssichtigkeit mit einer Brille ausgleichen, zum Beispiel mit einer Lesebrille. Dies hat den Vorteil, dass man sich nicht an neue Kontaktlinsen gewöhnen muss, sondern die bereits benutzten weiterhin tragen kann. Der eigentliche Vorteil von Kontaktlinsen, der Verzicht auf die Brille, entfällt allerdings.
Alterssichtigkeit und Gleitsichtkontaktlinsen
- Alterssichtigkeit (Presbyopie) tritt bei jedem etwa ab dem 40. Lebensjahr auf.
- Es gibt diverse Möglichkeiten, Presbyopie mithilfe von Kontaktlinsen zu korrigieren.
- Neben speziellen Gleitsichtkontaktlinsen kann man unter Umständen weiterhin sphärische Linsen tragen.
Formstabile Kontaktlinsen im Alter häufig angenehmer
Neben formstabilen Linsen gibt es weiche Kontaktlinsen in verschiedenen Ausführungen. Dazu gehören zum Beispiel Tageslinsen oder Monatslinsen. Auch Hornhautverkrümmungen können trotz Alterssichtigkeit mit Kontaktlinsen ausgeglichen werden.
Welcher Linsentyp am besten geeignet ist, bespricht man mit dem Optiker oder Augenarzt. Im Alter ändert sich bei den Augen nicht nur die Akkommodationsfähigkeit. Auch die Qualität und Menge des Tränenfilms lässt nach, das Auge ist häufig trocken. Bestimmte Medikamente können dies verstärken. Aus diesem Grund eignen sich formstabile Linsen häufig besser als weiche. Diese sind zwar relativ teuer, können aber bis zu einem Jahr oder länger getragen werden.
Quellen
CooperVision: Bifokale Kontaktlinsen
CooperVision: Multifokale Kontaktlinsen
Der Augenoptiker: Kontaktlinsen für Presbyopie
Medizin Aspekte: Der Einsatz von Kontaktlinsen bei Presbyopie
Jane Veys, John Meyler und Ian Davies: Grundlagen der Kontaktlinsen-Praxis: Teil 8 – Presbyopie und Kontaktlinsentragen (erschienen in DOZ – Optometrie & Fashion, Ausgabe 01/2009)
Lisa von Prondzinski: Altersweitsichtigkeit (erschienen bei Deutschlandfunk, Sendung vom 25. März 2014)
Bild-Quelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-der-schwarzen-lederkleidschuh-halt-3388842/