Retinoblastom: Augenkrebs bei Kindern
Lange verläuft ein Retinoblastom ohne Symptome: Das macht diese Form von Augenkrebs so tückisch. Doch wird der Tumor rechtzeitig erkannt, stehen die Chancen auf Heilung gut. Hier lesen Sie alles, was Sie über den Netzhautkrebs bei Kindern wissen müssen – von Symptomen über Ursachen bis hin zu den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Retinoblastom?
Bei einem Retinoblastom handelt es sich um einen bösartigen Netzhauttumor, der fast ausschließlich bei Säuglingen und Kleinkindern auftritt. Der Netzhautkrebs kann sowohl angeboren sein als auch spontan auftreten. Sind beide Augen betroffen, spricht man von einem bilateralen Retinoblastom. In 60 Prozent der Fälle ist jedoch nur ein Auge betroffen, dann lautet die Diagnose unilaterales Retinoblastom.
Wird diese Form von Augenkrebs nicht behandelt, so führt die Krankheit zum Tod. Sofern die Diagnose rechtzeitig erfolgt, liegen die Heilungschancen jedoch bei rund 95 Prozent. Im Vergleich zu anderen Krebsarten ist ein Retinoblastom relativ selten: Nichtsdestoweniger gilt der Netzhautkrebs als der am häufigsten auftretende Augenkrebs bei Kindern – auf circa 20.000 Kinder kommt ein erkranktes Kind. Das Geschlecht des Kindes spielt dabei keine nachweisliche Rolle. Meist erfolgt die Diagnose im ersten Lebensjahr; 80 Prozent der erkrankten Kinder sind jünger als vier.
Retinoblastom: Welche Symptome treten auf?
Ein Retinoblastom ist tückisch, denn die Krankheit verläuft lange ohne Symptome. Erst wenn der Tumor schon groß ist oder in andere Partien des Auges hineingewuchert ist, nehmen die kleinen Patienten Beschwerden wahr.
Charakteristisch für ein Retinoblastom ist eine Veränderung der Pupille – sie ist besonders bei bestimmten Lichtverhältnissen, zum Beispiel beim Fotografieren, zu erkennen: Die Pupille ist erweitert und fällt durch eine gelbe oder weißliche Färbung auf. Diese Veränderung ist ein Anzeichen für einen Tumor hinter der Augenlinse. Auch die folgenden Symptome können bei Netzhautkrebs auftreten:
- Schielen
- Abnahme der Sehkraft
- Rote Augen
- Geschwollene Augen
- Augenschmerzen
Nehmen Sie diese Symptome bei Ihrem Kind wahr, zögern Sie nicht, einen Augenarzt zu konsultieren. Hinter den Veränderungen können auch harmlose Ursachen stecken – doch eine schnellstmögliche Untersuchung ist entscheidend.
Die Ursachen von Netzhautkrebs
Das Retinoblastom entsteht durch genetische Veränderungen des Retinoblastom-Gens, das auf dem Chromosom 13 liegt – dies trifft sowohl für die erbliche als auch für die nichterbliche Form zu. Jedes Chromosom ist doppelt vorhanden, somit auch das Retinoblastom-Gen: Sind beide verändert, kann sich ein Netzhauttumor entwickeln, sonst nicht.
Ist das Retinoblastom nicht vererbt, befindet sich die Mutation nur in den Zellen der Netzhaut. Dies ist bei rund 60 Prozent der Betroffenen der Fall. Aufgrund der Mutation ist das Gen nicht mehr in der Lage sich zu regulieren, woraufhin es zu einer unkontrollierten Wucherung der Zellen kommt.
Bei der erblichen Form sind nicht nur die Zellen der Netzhaut, sondern auch die Keimzellen betroffen – das defekte Gen ist somit in allen Körperzellen des Kindes vorhanden. Kommt es nun in einer Netzhautzelle zu einer zusätzlichen Mutation des zweiten Retinoblastom-Gens, entsteht ein Tumor. Kinder, die das defekte Gen geerbt haben, erkranken also eher an einem Retinoblastom, da nur eine und nicht zwei Mutationen „notwendig“ für die Entstehung der Krankheit ist. Zudem haben die Kinder ein erhöhtes Risiko, an anderen Krebsarten zu erkranken.
Sind Retinoblastom-Erkrankungen in Ihrer Familie bekannt, können Sie Ihr Kind unmittelbar nach der Geburt untersuchen lassen – die Veranlagung lässt sich mittels eines Bluttests feststellen. Hat Ihr Nachwuchs die Disposition, so sind engmaschige Untersuchungen notwendig, damit der Netzhautkrebs frühzeitig erkannt werden kann.
Retinoblastom: Diese Therapien sind möglich
Kinder bleibt meist erhalten. Je größer der Netzhauttumor ist, desto schwieriger gestaltet sich die Therapie. Welche Behandlung die richtige ist, hängt also maßgeblich von der Ausprägung des Retinoblastoms ab. Hier lesen Sie Wissenswertes zu den verschiedenen Therapieansätzen:
Ziel der Behandlung eines Retinoblastoms ist es, das Leben des Kindes zu retten: Ist der Netzhautkrebs früh diagnostiziert worden, kommen die folgenden Therapien infrage:
- Strahlentherapie
- Lasertherapie
- Kryotherapie
All diese Methoden sind augapfelerhaltend und zielen darauf ab, den Tumor zu entfernen und gleichzeitig das Sehvermögen zu retten. Die Strahlentherapie kann heilen, wenn der Netzhauttumor klein oder mittelgroß ist. Die Behandlung erfolgt durch energiereiche elektromagnetische Strahlen, denn das Retinoblastom ist strahlenempfindlich. Ziel der Therapie ist es, den bösartigen Tumor in harmloses Narbengewebe zu verwandeln.
Ist der Netzhautkrebs noch im Anfangsstadium, so wird oft die Lasertherapie gewählt, die unter Vollnarkose durchgeführt wird. Der Strahl des Lasers wird direkt durch die Pupille auf den Tumor gerichtet, sodass er durch Hitze zerstört wird. Es kommt vor, dass diese Methode einige Male wiederholt werden muss. Ähnlich funktioniert die Kryotherapie: Hierbei wird der Tumor jedoch nicht durch Hitze, sondern durch Kälte zerstört. Mithilfe einer Metallsonde wird das Krebsgewebe mehrfach gefroren.
Ist das Retinoblastom bereits weit fortgeschritten, kommt meist nur noch die Entfernung des Augapfels (Enukleation) infrage: Auf diese Weise kann das gesamte Tumorgewebe entfernt werden – häufig ist dies die beste Chance auf eine Heilung. Unter Vollnarkose wird der gesamte Augapfel des Patienten entfernt. Als Platzhalter wird vorerst eine Silikonkugel als Implantat eingesetzt. Ist die Wundheilung nach der Operation abgeschlossen, wird das Implantat durch ein Glasauge ersetzt. Im Zuge der Operation wird das Auge untersucht, um herauszufinden, ob der Netzhautkrebs bereits auf die Aderhaut oder den Sehnerv übergegangen ist. Denn dann ist das Risiko für die Bildung von Metastasen erhöht. In diesem Fall kann eine zusätzliche Chemotherapie notwendig sein.
Netzhauttumor: Das Wichtigste in Kürze
- Bei einem Retinoblastom handelt es sich um einen bösartigen Tumor an der Netzhaut, der besonders Kinder betrifft, die jünger als fünf Jahre sind.
- Lange verläuft der Netzhautkrebs ohne Symptome. Ist der Tumor schon stark gewachsen, leuchtet die Pupille weißlich oder gelblich. Auch gerötete, geschwollene und schmerzende Augen zählen zu den Beschwerden.
- Ein Netzhauttumor entsteht durch Mutationen des sogenannten Retinoblastom-Gens, das sich am Chromosom 13 befindet. Die Krankheit kann sowohl erblich als auch nichterblich sein.
- Die Behandlung hängt ganz von der Ausprägung des Tumors ab. Denkbar sind eine Strahlentherapie, eine Lasertherapie, Kryotherapie oder in schweren Fällen eine Entfernung des Augapfels; auch eine Kombination verschiedener Maßnahmen ist möglich.