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Dank Ortho-K-Linsen tagsüber ohne Sehhilfe auskommen

Morgens die Augen aufschlagen und alles scharf sehen – für viele Brillen- und Kontaktlinsenträger ist dies ein Traum. Ortho-K-Linsen können ihn wahrmachen, denn sie korrigieren die Sehschwäche während des Schlafs und versprechen scharfe Sicht über den gesamten Tag – ganz ohne Sehhilfe. Alles Wissenswerte über die Kontaktlinsen für die Nacht.

Inhaltsverzeichnis

Kurzsichtigkeit mit Nachtkontaktlinsen korrigieren

Kurzsichtige können Gegenstände in weiter Entfernung nicht scharf sehen. Schuld daran ist oft der Augapfel. Er ist zu lang und die Hornhaut zu stark gewölbt. Dadurch wird das Licht nicht korrekt gebrochen, es entsteht ein verschwommenes Bild. Dies kann man mit einer Brille oder Kontaktlinsen in der entsprechenden Stärke ausgleichen – oder man korrigiert die Form der Hornhaut, beispielsweise mit einer Laseroperation oder mit Ortho-K-Linsen. Diese formstabilen, sehr sauerstoffdurchlässigen Kontaktlinsen trägt man nachts beim Schlafen. Sie werden so angepasst, dass sie der Hornhaut auf sanfte Weise eine Form geben, die eine Zeit lang eine normale Sicht erlaubt. Dadurch sehen Kurzsichtige auch ohne Sehhilfe scharf.

Anpassung und Gewöhnungsphase

Ein speziell geschulter Optiker oder Augenarzt passt die Orthokeratologie-Linsen individuell an das Auge an. Spezialisten für diese Linsen haben ein entsprechendes Zertifikat. Dieses erhalten sie von den Herstellern, etwa MPG&E, oder bei Berufsverbänden wie der Wissenschaftlichen Vereinigung für Augenoptik und Optometrie (WVAO). Mit etwa 500 bis 600 Euro pro Paar sind die Kontaktlinsen relativ teuer. Hinzu kommen Kosten für das Pflegemittel. Die Linsen werden normalerweise nach etwa einem Jahr gegen ein neues Paar ausgetauscht.

Der Anpassungsprozess dauert länger als bei Monats- oder Jahreslinsen, die für das herkömmliche Tagestragen gemacht sind. Nachdem der Spezialist die Augen begutachtet und ausgemessen hat, bestellt er die Ortho-K-Linsen beim Hersteller. Beim Abholen der Linsen findet eine kurze Kontrolle statt, ob die Linsen passen, und der Optiker erklärt, wie die Linsen zu handhaben sind und gereinigt werden müssen. Zu Hause setzt man die Linsen vor dem Schlafengehen ein und geht am nächsten Morgen mit den Linsen im Auge zur Kontrolle. Der Optiker begutachtet das Auge und überprüft, wie stark die Korrektur in der ersten Nacht erfolgt ist. Meist ist bereits nach der kurzen Zeit schon ein Effekt zu erkennen. Hat man die optimale Sehstärke noch nicht erreicht, erhält man vom Optiker Tageslinsen, mit denen man die fehlende Stärke ausgleicht.

Anschließend wird das Auge zuerst in kürzeren, später in längeren Abständen überprüft. Es dauert etwa 5 bis 15 Nächte mit der Ortho-K-Linse, bevor man den ganzen Tag durchgehend scharf sehen kann. Meist sind 8 bis 16 Stunden scharfen Sehens möglich. Am Anfang kann es passieren, dass die Sehschärfe gegen Abend nachlässt. Wie lange die Eingewöhnung dauert, ist davon abhängig, wie stark die Sehschwäche ist. Damit sich das Auge nicht wieder verschlechtert, müssen die Kontaktlinsen nachts etwa 6 bis 8 Stunden, manchmal auch nur jede zweite Nacht getragen werden.

Nur für gesunde Augen

Orthokeratologie-Kontaktlinsen eignen sich nicht für jedermann. Die Speziallinsen können zur Korrektur folgender Sehschwächen eingesetzt werden:

Die Linsen eignen sich nur für Personen mit gesunden Augen. Bei Augenentzündungen, zum Beispiel einer Hornhautentzündung, sind die Nachtkontaktlinsen tabu. Auch bei bestimmten Erkrankungen wie Rheuma oder Diabetes mellitus kann man die Ortho-K-Linsen nicht nutzen.

Vor- und Nachteile von Kontaktlinsen für die Nacht

Kein Brillengestell stört auf der Nase, keine Linsen, die am Abend unangenehm das Auge austrocknen – wer Ortho-K-Linsen trägt, hat tagsüber ungestörte Sicht. Praktisch sind diese Linsen deshalb für Menschen, die einen Beruf ausüben oder ein Hobby haben, bei denen eine Brille oder Kontaktlinsen gleichermaßen unpraktisch sind. Dazu gehören zum Beispiel Wassersportler, Bademeister, aber auch Menschen, die in staubiger Umgebung beschäftigt sind.

Ortho-K-Linsen stellen eine Alternative zur refraktiven Chirurgie dar, also Operationen, die eine Fehlsichtigkeit beheben. Bei einem solchen Eingriff wird mithilfe eines Lasers eine dünne Schicht von der Hornhaut abgetragen. Dadurch können Narben auf der Hornhaut entstehen und andere Nebenwirkungen auftreten. Derartige dauerhafte Probleme gibt es bei der korrekten, hygienischen Handhabung der Linsen nicht. Sie haben zudem einen weiteren Vorteil: Die Veränderung der Sehstärke kann, anders als nach einer Operation, rückgängig gemacht werden. Ist man mit dem Ergebnis nicht zufrieden oder treten Sehstörungen auf, setzt man die Kontaktlinsen einfach wieder ab. Nach einigen Tagen erreichen die Augen ihre alte Sehstärke wieder.

Dieser Vorteil ist gleichzeitig ein Nachteil: Trägt man die Linsen nicht regelmäßig, nimmt die Hornhaut wieder ihre ursprüngliche Form an. Die Sehkraft verschlechtert sich dadurch. Tragepausen sind zum Beispiel notwendig, wenn das Auge gereizt ist oder man eine Erkältung hat. In diesen Fällen ist es oft schwierig, die Sehkraftverschlechterung auszugleichen, da sich die Werte langsam verändern. Es kann einige Tage dauern, bis die Hornhaut ihre ursprüngliche Form erreicht und die frühere Brille wieder passt. Bis dahin muss man sich zum Beispiel mit Tageslinsen in verschiedenen Stärken behelfen.

Probleme mit der Sehkraft können nicht nur in der Eingewöhnungsphase auftreten. Bei schlechten Lichtverhältnissen sieht man möglicherweise sogenannte „Halos“. Darunter versteht man Lichtkreise um einen Lichtpunkt, zum Beispiel um die Scheinwerfer eines Autos. Zudem ist es möglich, dass man Kontraste im Dunkeln schlechter wahrnimmt und die Blendempfindlichkeit höher ist. Nächtliche Autofahrten sind daher oft schwierig.

Bislang gibt es keine Hinweise, dass das Tragen von Ortho-K-Linsen schädlicher sein könnte als die Benutzung normaler Kontaktlinsen. Trotzdem findet währenddessen eine Veränderung der Hornhaut statt, auch wenn diese reversibel ist. Ob dies Langzeitauswirkungen auf die Augengesundheit hat, ist bislang noch nicht abschließend erforscht.

Ortho-K-Kontaktlinsen nachts tragen: auf einen Blick

  • Die formstabilen Kontaktlinsen korrigieren Kurzsichtigkeit und Hornhautverkrümmung über Nacht. Am nächsten Tag wird keine Sehhilfe benötigt.
  • Die Linsen werden speziell angepasst. Die Eingewöhnung dauert einige Zeit.
  • Die Langzeitfolgen des Kontaktlinsentragens über Nacht sind noch nicht ausreichend erforscht.

Quellen

Der Augenoptiker: Korrigiertes Sehen über Nacht (erschienen am 30. August 2005)
hr fernsehen: Orthokeratologie-Linsen für scharfes Sehen? (erschienen am 8. Juli 2015)
Stiftung Warentest: Ortho-K-Linsen: Nicht ohne Risiko (erschienen am 27. Mai 2010)

Bild-Quelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/flasche-losung-stillleben-blauem-hintergrund-5843469/

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